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ENGLISCHE BUCHEINBÄNDE Sie VON GRAF
VINCENZ LATOUR Sie
IE mittelalterlichen englischen Bucheinbände sind
Mönchsbände. Schöne Holzdeckel mit starkem
braunen Leder überzogen, das in Blinddruck mit
kleinen symmetrisch angeordneten Ornamenten
gepresst ist. Figurale Darstellungen, phanta-
stische Tiergestalten, erinnern an angelsäch-
sische und normannische Vorbilder, Technik
und Stil sind vorzüglich. Es waren durchwegs
Klosterarbeiten, die Mönche von Durham galten
als die ersten Meister der Buchbinderei. Im
XV. Jahrhundert beginnen die leichteren Bände
ohne Holzdeckel, das braune Leder mit Blinddruck bleibt bis zur Mitte des
XVI. Jahrhunderts in ausschliesslichem Gebrauch. Die Dekoration wird
breiter und grösser, heraldische Darstellungen bedecken die ganze Fläche
des Buchdeckels. Neben der Tudor-Rose, dem Wappen des jeweiligen
Königs, dem Schilde der City von London erscheinen in gotischen Lettern
die Namenszeichen der Verfertiger, Richard Pynson, Julian Notary. Die
Goldpressung, vorläufig noch auf braunem Leder, beginnt um 1540 mit
Thomas Berthelet. Um dieselbe Zeit kamen die gestickten Einbände auf,
durchwegs Frauenarbeiten aus Schlössern und Klöstern. Das Frauenkloster
von Little Gidding in Huntingdonshire ist zum Gattungsnamen für diese
Technik geworden. Mit Heinrich VIII. hat die Bücherliebhaberei der
englischen Monarchen begonnen. Alle, ohne Ausnahme, sind Bücher-
sammler und Liebhaber schöner Einbände gewesen. Die meisten hatten ihre
eigenen Hofbuchbinder in ständigem Amt und Sold und verwendeten grosse
Summen auf die Ausstattung ihrer Bücher. Königin Elisabeth hat mit
ihren Damen eigenhändig Bucheinbände gestickt. Jakob I., der königliche
Pedant, war leidenschaftlicher Biblio-
phile. Als Jakob VI. von Schottland
war John Gibson sein Binder, von wel-
chem leider nur Rechnungen aber
keine nachweisbaren Arbeiten erhalten
sind. Dagegen besitzt das britische
Museum zahlreiche Bände von der
Hand seiner englischen Binder, John
und Abraham Bateman. Es sind braune
Lederbände , mit dem königlichen
Wappen und heraldischen Ornamenten,
meist der Fleur de Lys und der schotti-
schen Distel, in Gold gepresst. Unter
_ _ l-lalssghmuck, entworfen und ausgeführt von
Karl I. beginnt die von den Franzosen A_D_H3upn11ann aco.