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POSTHÜMES VQN BÖCKLIN. Der l-Iagenbund hat eine Zeitlücke durch eine
kleine Böcklin-Ausstellung ausgefüllt. Sie war willkommen, weil diese 19 Bilder und
Studien hier noch nicht gesehen waren. Einige gehen in die Frühzeit zurück, andere enta
stammen den steigenden und sinkenden Gesundheitszuständen nach dem Schlaganfalle
vom 18. Mai 1892. Unter diesen steht der „rasende Roland" voran. Roland stand schon an
jenem schwarzen Maitag auf der Staffelei, mit der „Venus Genetrix" (1895 vollendet) und
.,Nessus und Deianeira". Henri Mendelsohn erwähnt es in seinem „Böcklin" (Berlin xgoi).
Blättert man im „Orlando furioso" nach dem Motiv, so sieht man,dass der Künstler es sich
aus mehreren Szenen des 23. und 24. Gesanges zusammengemischt hat. Roland hat sich
schon entkleidet undBäume ausgerauft, mit einem hoch geschwungenen Baumstamm in den
Fäusten fällt er nun über die Hirten und Bauern her, mit einer possanza estrema, für die
gerade Böcklin die groteske Laune hat. Allerdings hat der Künstler auch den groteskesten
Zug nicht missen wollen, nämlich wie Roland einen Bauern beim Bein ergreift und diesen
grave tronco als Keule auf die Rücken der Übrigen niederschmettert. Nur wirft er den
Bauern dann fort, eben wie eine Keule, und wir sehen ihn hinter Roland mit allen Vieren
zappelnd durch die Luft fliegen. Er und der nackte (blos untermalte) Roland bilden auf
der hellgrauen Luft ganz abenteuerliche Silhouetten, die den kühnsten Menschenfressereien
des Böcklinschen Humors ebenbürtig sind. Die Hals über Kopf Hüchtenden, purzelnden,
Teile eines Tafelservices, entworfen von R. Bakalowits, ausgeführt von E. Bakalowits Söhne