ler, wie zum Beispiel Fidus, die Lorbeerkränze des Ruhmes allzu
dicht geHochten werden, so erfüllt es uns dafür umsomehr mit Be-
friedigung, wenn der Verfasser gegenüber Van de Velde kaltes Blut
behält und das grosse Talent, das Berlepsch in dekorativer Beziehung
ohne Zweifel besitzt, in helles Licht stellt.
Dagegen wird der Mitarbeiterschaft Österreichs an der modernen
Buchkunst nicht die entsprechende Beachtung geschenkt. Der Autor
hat sich zwar durch den Titel seines Buches gegen diesen Vorwurf
scheinbar geschützt, aber kann es überhaupt dem Belieben anheim
gestellt werden, Österreich in die Entwicklung deutschen Geistes-
lebens einzubeziehen oder nicht? Nein, 0b Österreich mit einbezogen
wird oder nicht, ist in diesem wie in vielen anderen Fällen nur eine
Frage der Bequemlichkeit. 7 Gewiss wird derjenige, der die Dinge
von Berlin, von München oder Wien aus betrachtet, andere Objekte im
Vordergrunde haben und andere werden in die Ferne rücken, aber
aus der Bildfläche dürfen sie nicht verschwinden, sonst verliert das
Bild an Richtigkeit und damit an Wert. Der ununterbrochene Aus-
tausch in der gesamten geistigen Produktion Österreichs und Deutsch-
lands macht eine Abtrennung auf Grund der politischen Grenzen un-
möglich. Man kann Heinrich LeBer und j. Urban, die noch dazu im
Auftrage der deutschen Reichsdruckerei für die Pariser Weltaus-
stellung Musaeus' Chronika der drei Schwestern illustriert haben,
nicht in wenigen Worten abtun. Es genügt nicht, Myrbach, Moser
und Marold nur im Vorübergehen zu nennen. Es geht nicht an, das
Ver sacrum totzuschweigen, Czeschka, Engelhardt, Hoffmann,
Schwaiger u. s. w. völlig zu ignorieren, ebenso darf Olbrich nicht nach
einzelnen Exzessen beurteilt werden, denn er hat es oft genug bewiesen,
dass sein Talent nicht zur künstlerischen Dutzendware gehört. Auch
das darf nicht verschwiegen werden, dass das alphabetische Künst-
lerverzeichnis mit ungewöhnlicher Flüchtigkeit gearbeitet ist.
Schliesslich ist noch ein Wort über die Ausstattung dieses
Buches zu sagen. Dass ein Buch, das die Geschichte der modernen
Buchkunst zum Gegenstande hat, selbst, und sei es auch nur in
bescheidenen Formen, mustergiltig auftreten muss, ist, sollte man
(2,; Grösse) glauben, selbstverständlich. Statt dessen finden wir auf dem Einbande
zwischen Schrift und Ornamentik keineswegs die wünschenswerte
Harmonie, im Texte magere, charakterlose Typen, ein sehr gewöhnliches Papier und
ein schlechtes Verhältnis zwischen Satzbreite und Rand. Folnesics
RÜSKINS WEGE ZUR KUNST." Im vierten Bändchen der Übersetzung der
„Wege zur Kunst" von Th. Knorr sind mit einigen Auslassungen und Kürzungen
die Vorlesungen Ruskins enthalten, die er im Wintersemester 1870 an der Universität
zu Oxford gehalten hat. Wie auch sonst bei Ruskin reihen sich allerlei geistreiche Einfälle
lose aneinander und erst am Schlusse erkennen wir das Ziel einer in mannigfachen
Schlangenlinien vorwärts schreitenden Gedankenfahrt. Zunächst hören wir von der Ein-
teilung der Künste, dann vorn Antrieb zum Kunstschaßen, den auch Ruskin auf einen
angeborenen Spieltrieb zurückführt, der ursprünglich als Nachahmungstrieb auftritt, im
weiteren Verlaufe als ein Verlangen, über das Geschaute hinaus Unsichtbares in feste
Gestalt zu bannen, bis er schliesslich unter Hinzutritt ethischer Elemente die höchste
Entwicklungsstufe erreicht, aber sobald diese ethischen Elemente zu schwinden beginnen,
"' john Ruskin. Wege zur Kunst IV. Aratrz Pentelici. Vorlesungen über die Gnmdlagen der bildenden
Kunst. Aus dem Englischen übersetzt von Theodor Knorr. Strassburg,_]. H. Ed. Heinz o. j.