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DIE AUSSTELLUNG DES VEREINS FÜR
DEUTSCHES KUNSTGEWERBE IN BERLINSIP
VON JEAN LOUBIER BERLINßC
ER Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin
feierte im November des eben vergangenen
Jahres das Fest des 2 5jährigen Bestehens. Einer
Anregung seines Vorstandes folgend, tat er
das nicht in der gewohnten Weise durch eine
Festversammlung mit Festreden und festlichem
Gelage, sondern durch eine öffentliche Aus-
stellung von Werken seiner Mitglieder. Diese
Ausstellung hat im November und Dezember
in den alten Räumen der königl. Akademie
der Künste Unter den Linden stattgefunden.
Es lag von vornherein in der Absicht der Leiter der Ausstellung, nicht
eine möglichst grosse Zahl von Arbeiten der Mitglieder des Vereins aus-
zustellen, denn das hätte ungefähr dem gleichkommen müssen, was man
um die Weihnachtszeit in den Schaufenstern und Läden der Reichshauptstadt
zu sehen bekommt, sondern man wollte sich auf eine gute Auswahl be-
schränken und nur künstlerisch wertvolle Arbeiten der Mitglieder zur Schau
bringen. Ebenso grossen Wert legte man aber darauf, der Ausstellung ein
würdiges und der festlichen Veranlassung entsprechendes Gewand zu geben;
die einzelnen auseinanderfallenden Ausstellungsobjekte sollten durch ein ein-
heitliches künstlerisches Arrangement zusammengefasst werden.
Man weiss heutzutage, wie viel eine von künstlerischen Gesichtspunkten
geleitete Aufstellung nicht nur für den Gesamteindruck einer Schaustellung,
sondern auch für die rechte Wirkung der einzelnen ausgestellten Stücke
bedeutet. Die Zeit, wo manAusstellungen, auch Kunstausstellungen, in kahlen
öden Räumen veranstalten durfte, ist vorüber, man erwartet heute, dass
jeder Raum nach Möglichkeit für die zur Ausstellung kommenden Gegen-
stände eigens hergerichtet wird, dass Ausstellungsraum und Ausstellungs-
objekt zu harmonischem Zusammenklang abgestimmt werden. Die Kunst-
salons der Grosstädte und die Kunstausstellungen in Wien, Paris, Dresden,
München, Darmstadt haben in den letzten jahren das Publikum bereits
daran gewöhnt, bei Ausstellungen ein künstlerisches Arrangement als selbst-
verständlich vorauszusetzen.
Der Verein für deutsches Kunstgewerbe übertrug die künstlerische
Anordnung und die Raumdekoration seiner Ausstellung in glücklicher Wahl
dem Architekten Professor Alfred Grenander, Lehrer an der Unterrichts-
anstalt des Berliner Kunstgewerbe-Museums. Dieser Künstler hat sich mit
voller Hingabe an die Arbeit gemacht und unter schwierigen Verhältnissen
einen guten Erfolg erzielt. Eine grosse Schwierigkeit bestand für ihn darin,
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