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In Paris hat sich, neben
Künstlergattinnen wie
Frau Vallgren und Frau
Thaulow, auch Madame
Waldeck-Rousseau mit
Erfolg dieser schönen
Arbeit gewidmet. Sie
stammt allerdings aus
gutem Kunsthandwerker-
blute, denn sie ist eine
Tochter aus Professor
Charcots erster Ehe.
Dieser berühmte Nerven-
pathologe aber und seine
zweite Frau waren
geradezu leidenschaft-
liche Kunstgewerbler
und haben ihr Haus
auf dem Boulevard
Saint-Germain von oben bis unten in ein Museum ihrer eigenen Werke
verwandelt. Sie starben beide 189g, aber Madame Waldeck-Rousseau hat
das Talent geerbt. Der Damenhand wird man es jedenfalls verdanken, wenn
auch die Stoffeinbände für Bücher wieder aufleben sollten. Königin Elisabeth
von England las noch in Samt- und Brokatbänden. Und im Buchhandel
kommen sie auch schon oft genug vor; man denke an die (abscheulichen)
Originalbrokatbände der Dichtungen d'Annunzios. In der Ausstellung des
Österreichischen Museums sieht man schon zwei hübsche I-Iautelisse-
arbeiten dieser Art von Olga Irmisch (München).
Überhaupt liess sich in der Ausstellung des Österreichischen Museums
(813 Nummern) der Gang der buchbinderischen Ereignisse im XIX. Jahr-
hundert recht gut verfolgen. Sie kam gerade zur richtigen Zeit, um diese
Entwicklung im Zusammenhange ersichtlich zu machen. Und da die k. k. Hof-
bibliothek diesen Sommer aus ihren eigenen überreichen Beständen eine
grosse Ausstellung von Bucheinbänden der früheren Vergangenheit ver-
anstalten wird, so kann der Wiener Bücherfreund das Jahr 1903 zu seinen
lehrreichsten zählen. In obigem habe ich versucht, die jüngsten Phasen
der Buchbindekunst zu skizzieren; das Material der Ausstellung bot dazu
Illustrationen genug. Ganz neu war das Unternehmen, so weit es das übrige
F. Rollinger, Wien, Pergarnenx. Entwurf von Kolo Moser