Viktoria hält. Hintergrund eine Landschaft mit
einem antiken Tempel. Die Ausfüllung des engen
Raumes durch eine Abwechslung ruhiger Flächen
und belebter Ferne, der Gegensatz zwischen
Strenge und Zierlichkeit sind von grossem Reiz.
Ein zweiter Preis fiel an Josef Groh in Bubenc bei
Prag, der jedenfalls originell eine zweiköpfige Muse
erfunden hat. Die antiken Musen waren sämtlich
einköpiig, sind also in einem dualistischen Reiche
nicht recht brauchbar.
IE MODERNE GALERIE. DenWienern
ist eine grosse Freude zuteil geworden. Eine
alte Sehnsucht hat ihr Ziel erreicht, die moderne
Galerie ist Tatsache. Sie knüpft sich an den Namen
des Unterrichtsministers Ritter von I-Iartel, unter
dem die Verwaltung dieses Thema unverrückbar
im Auge behalten und folgerichtig gefördert hat.
Zur einstweiligen Unterbringung des Schaustolfes
hat der Kaiser das untere Belvedere zur Verfügung
gestellt. Diese edlen Palasträume sind eugenisch
auch im Sinne der Wohlgeborenheit oder Wohl-
Phon? Vase, T" Re"'f'D'k""üo" und geratenheit. In ihnen waren einst die Ambraser
tümsblau" Glasur Schätze aufgehäuR, woran noch die x7 Aquarelle
von Karl Goebel in der kaiserlichen Galerie lebhaft
erinnern. Nun spielt sich hier ein halbes Jahrhundert moderner Kunst, vor der Hand
mehr Malerei, ab. Die Räume sind in Stand gesetzt (nur die Türen fehlen) und durch
Scherwände in „Kojen" abgeteilt. Nur in dem grossen Ecksaale links ist durch Schaffung
dreier Schiffe in T-Form, deren mittleres auf ein Fenster zugeht, der Raum eigens auf
das Bedürfnis zugeschnitten. Das Licht ist natürlich mehr oder weniger gut, die Bilder
belinden sich dabei, wie sie können. Es ist eben ein Provisorium, aber ein sehr annehm-
bares. Wir finden sogar einen eigenen, künstlerischen Reiz darin, wie in den herrlichen
Sälen, mit den spiegelnden Türgewänden und Plafondgliederungen aus rotem Marmor,
mit den lebenstrotzenden Reliefstukkaturen, den Supraporten, Spiegeln und hohen Marmor-
kaminen, die gewaltigen Bilderwände Max Klingers, das „Urteil des Paris" und „Christus
im Olymp" sich aufbauen. Man glaubt in den fürstlichen Malpalast eines souveränen
Malerfürsten, eines Über-Rubens hineinzuschauen, der eben den Pinsel niedergelegt hat
und hinausgeritten ist in seinen Park. Das ist kein galeriemässiger Anblick, aber ein
schöner traumhafter Eindruck, wie ihn ein wirkliches Museum, ob Wagner ob Schachner,
niemals erzeugen wird. Auch das Goldkabinett am Ende der Reihe linker Hand, ein euge-
nischer Goldraum wie jene goldene Stalaktitengrotte im jetzigen Finanzministerium,
macht sich reizvoll. Es haust Makart darin. Mit welcher Wonne hätte der kleine Gold-
geniesser seine „Fünf Sinne" und die „Modernen Amoretten" und allerlei Skizzen, zu
einem Vorhang, zu einem Plafond, da zusammengestellt gesehen und darüber in der Luft
schwebend seinen wundervollen Oelzelfschen Plafond. Nicht zusammengebaut, sondern
blos lose zusammengepasst, so ungefähr, wie ein phantastisches Kartenhaus. Auch hier
hat man einen Eindruck, als habe Makart dieses Prunkgemach gelegentlich für eine grosse
Fürstenarbeit als Malraum zugewiesen erhalten. Man hat die grosse „Fredegonde" von
Alma Tadema dazwischen gestellt und dieser Künstler wäre gewiss sehr befriedigt, dass
er in dieser üppigen Umgebung nicht gelähmt aussieht. Überhaupt hat die einstweilige
Anordnung aus den gegebenen Verhältnissen möglichst viel künstlerisch Gestimmtes
gemacht. In mehreren einzelnen Kabinetten hängen gleichgestimmte Bilder, so dass sich