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wesens und der Heraldik, welche Dozent v. Larisch, ein hervorragender
Fachmann auf diesem Gebiete, mit ausserordentlicher Sachkenntnis und
dem erfreulichsten Erfolge leitet. Hievon soll gelegentlich im besonderen
gesprochen werden.
EINE AUSSTELLUNG ALTER FÄCHER UND
UHREN IN WIEN SIP VON LUDWIG HEVESI-
WIEN Sie
IE Wiederentdeckung des XVIII. Jahrhunderts hat
auch die Fächer und Uhren jener Feinschmecker-
zeit wieder an die Oberfläche gerückt. Fast
liesse sich sagen, dass man damals in jeder
Hand einen Fächer und in jeder Tasche eine
Uhr trug. Eine Dame ohne Fächer, sagte
wenigstens Addison, fühlt sich so unbehaglich
wie ein Herr ohne Degen. Charlotte Corday
geht zu Marat, den Dolch in der rechten, den
Fächer in der linken Hand. Der Fächerschlag
des Dey von Algier (30. April 1827) wird die
Ursache der Eroberung Algeriens durch Frankreich. Es scheint beinahe, als
ob dieses Ereignis den Fächer, der schon ganz aus der Mode gewesen,
wieder beliebt gemacht hätte. Die Restauration griff eifrig nach diesem
meuble-bijou, das immer echt royalistisch gewesen und, wie um seine
Gesinnung zu zeigen, während der Empirezeit auf ein Existenzminimum
zusammengeschrumpft war. Der Fächermaler und -Händler Desrochers,
der es bis zu einer Fächersammlung von 1500 Stück brachte, war der Vor-
kämpfer. Er holte aus Holland Massen von reizenden Pariser Fächern des
XVII. und XVIII. Jahrhunderts zurück, die von Emigranten (den ci-devants)
dahin mitgenommen worden. Er hatte Mühe genug, sie den Leuten wieder
einzureden, aber es gelang. Im Jahre 1848 war er der einzige, bei dem noch
echte „peaux" zu haben waren; sein Experimentator Drevon hatte die alten
Verfahren, Pergament in „Kapaunerhaufß Lamms- und Chevreauleder in
Hühnerleder und sogenannte Schwanenhaut zu verwandeln, wieder ermittelt.
Er umgab sich auch mit einer neuen Generation von Fächermalern, welche
die Malereien des XVIII. Jahrhunderts geschickt kopierten. Die Strassburger
Brüder Gimbel waren darin besonders geschickt. Seit 1853 aber führte sein
Schwiegersohn und Fortsetzer Alexandre einen modernen Stil ein, indem er
wieder Originale von den bedeutenden Künstlern des Tages malen liess.
Von Ingres, Vernet, Rosa Bonheur, Geröme und anderen. Dies ist der
einzig richtige Standpunkt, an dem auch die moderne Kunst festhält. Heute
malen die Brangwyn, De Feure, Felix Aubert, Boutet de Monvel und