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DIE. KUNsTeEWEißQE!
SCiPIfUiI-WE. DES QSTEJRWRÄEIAÄCHIJSLCIHWELN
IE Ausstellung der Schülerarbeiten unserer Kunst-
gewerbeschule ist immer ein Ereignis gewesen,
früher ausschliesslich für die Intimen, heute
auch für das grosse Publikum, bei dem freilich
nicht immer sachliches Interesse, sondern
Bedürfnis nach Sensationen treibendes Motiv
ist. Auch die Schule steht heute, und nicht erst
seit heute, mitten im Karnpfe der entgegen-
gesetzten Anschauungen, welche unser ge-
samtes Kunstleben durchdringen. Und wenn
denen die Zukunft gehört, denen die Schule
gehört, so ist es begreiflich, dass Kampf und Widerstreit der Meinungen
nicht haltmachen kann vor den Toren einer Anstalt, die nicht nur Bildung,
auch Können zu vermitteln hat, das sich im Leben draussen durchsetzen
soll. Unendlich viel ist es gewesen, was diese Ausstellung als Frucht
zweijähriger Tätigkeit geboten hat. Alles ist hier in Bewegung, immer
Neues wird versucht und wie von jeher sieht man mit Freude, welche Fülle
von Talent in unserem Volke ruht, wie viel Formen- und Farbensinn,
Phantasie und technisches Geschick. Möchten sich diese Talente auch im
Leben erhalten und bewähren! Wird in manchen Abteilungen so vielerlei
getrieben, dass sich kaum vorstellen lässt, wie dies praktischen Nutzen stiften
soll, so steht dem in anderen strenge Geschlossenheit gegenüber.
Auch der Gegner der modernen Richtung wird an einer Erscheinung,
wie die Rollers ist, nicht ohne Interesse vorübergehen können. Um
wie viel mehr wird dem Freunde einer vernünftigen, gesunden, auf
Natur und Zweck gestellten Reform des Kunstunterrichtes diese un-
gewöhnliche Persönlichkeit imponieren, die auch in ihren Eigenheiten
und Schwächen etwas Starkes und Hinreissendes hat. Ein geborener
Lehrer von ausgesprochen pädagogischem Talente, ernst, streng, bewusst
einseitig, zielsicher, mit jener seltenen Fähigkeit ausgestattet, alles, was in
einem Schüler steckt, aus ihm herauszuholen, wohl auch manches in ihn
hineinzulegen, was dieser nie in sich entdeckt hätte. Insoferne ist Roller als
Persönlichkeit gewiss der richtige Lehrer für Anfänger, aber seine ganze
Methode, die doch auf höheren zeichnerischen Voraussetzungen und reiferen
Anschauungen und Empfindungen ruht, weist ihn an die Spitze einer Fach-
schule, zu der er denn auch seine Klasse immer mehr und mehr entwickelt.
Er vor allem ist es, der den Charakter der allgemeinen Abteilung als einer
Vorbereitungsschule für die Fachschulen völlig verändert hat; es ist keine
vorbereitende, sondern bereits fachliche Ausbildung, welche die Schüler da
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