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Ankleidespiegel, Mahagoni, poliert, mit Bronzebeschlägen
Speisetisches, jedes Gerät an dem
Platze, an dem wir es zu finden
wünschen, wenn wir es benützen
wollen.
Es gibt aber für die Anlage und
Ausstattung von Wohnräumen
noch ein zweites Prinzip und das
möchte ich das ästhetische Prinzip
nennen, es ist das Aufnehmen von
gegebenen Kunstformen und ihre
Anwendung auf den Wohnhausbau.
Diese Formen sind unabhängig
vom Nutzbau als Wohnstätte ent-
standen, sie haben sich an monu-
mentalen Bauten, an Kirchen, an
Repräsentations- und Prachtgebäu-
den, natürlich im Zusammenhange
mit dem Zwecke und der Be-
stimmung dieser Bauten entwickelt
und tragen deutlich die Merkmale
ihrer Herkunft an sich. Wenn nun
bei dem Baue eines Wohnhauses
diese Formen übernommen werden,
so ist der Bewohner gezwungen,
sich dem Vorhandenen anzupassen,
sich einzufügen und seine Person
der künstlerischen Idee, die die
Form des Hauses und der Aus-
stattung bedingt hat, unterzuordnen.
Diese Art des Wohnhausbaues
finden wir zur Zeit der Renaissance
besonders entwickelt, es wird die
Form des öffentlichen Palastes auf
das Privathaus übertragen, die
künstlerische Schöpfung ist das
massgebende bei der Errichtung
eines Wohnhauses, nicht die strenge Zweckmässigkeit. Durch die Archi-
tektur des Hauses, die keine Rücksicht nimmt auf die täglichen Bedürfnisse
des Menschen, da sie ja bei ihrem Werden mit dem künftigen Inwohner
nicht in Verbindung stand und von ihm nicht beeinflusst wurde, ist auch
der Inneneinrichtung eine bestimmte Richtung zugewiesen, sie muss sich
anpassen und sich modeln lassen. Wie gross dieser Einfluss gewesen ist,
wird uns bei der Betrachtung der Renaissancemöbel, vor allem der Kasten
klar, die nach und nach die Formen der grossen Architektur annehmen