die Weltausstellung in Chicago mit ihrem grossartigen bildhauerischen
Schmuck die heimische Skulptur gewaltig gefördert hat.
Allerdings darf auch nicht
verschwiegen werden, dass
diese Ausstellung die Ursache
grossen Künstlerelends wurde,
denn sie führte uns mehr Kräfte
von Europa zu, als hier nach
Vollendung der Ausstellungs-
arbeiten unter annehmbaren
Verhältnissen ihr Fortkommen
finden konnten.
Die nächste Veranlassung
eines Aufschwunges war der
in New-York nach Schluss des
spanischen Krieges errichtete
Marine-Triumphbogen. Der-
selbe war zwar nur von tempo-
rärern Bestande, aber er be-
wies, dass New-Yorks Bild-
hauer selbst mit knappen
Mitteln ein Werk von wohl-
tuender Harmonie zu voll-
bringen vermögen.
Dann kam die pan-ameri-
kanische Ausstellung in Buffalo,
der der skulpturelle Schmuck
grossen Reiz verlieh und die
nur durch diesen, da es sonst
keine hochbedeutende Ausstel-
lung war, den Anspruch er-
heben konnte, eine der schön-
sten gewesen zu seirL Lorado Taft, Einsamkeit der Seele
Nun aber stehen wir vor
der St. Louiser Weltausstellung, bei welcher sich die Skulptur in noch
höherem Masse betätigen soll. Das Komitee für Skulptur besteht aus den
Bildhauern Ward, St. Gaudens und French. Zum Direktor der Skulpturen
wurde wieder Karl Bitter ernannt, der mit so viel Erfolg in dieser Eigen-
schaft auf der Buffaloer Ausstellung fungierte.
Nach dem bisher Gesagten ist es erklärlich, dass die plastische Klein-
kunst zunächst stark zurückgeblieben ist, nicht aus Mangel an Talenten,
sondern aus Mangel an Aufträgen. Das Material ist hier teurer als in Europa,
der Geschmack in vielen Fällen" noch nicht ausgebildet genug, um ein Original-
kunstprodukt den Fabriksprodukten vorzuziehen. Das hiesige Publikum
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