Sofa verweisen, dessen Grundform dieselbe ist, wie bei dem schon in den
„Designs for I-Iousehold fourniture" von Sheraton (publiziert 1812), Tafel 62,
Nummer 3, abgebildeten als „griechisches" bezeichneten Sofa.
AKZENTE IM KUNSTGEWERBE 50' VON
HANS SCHMIDKUNZ-BERLIN S0
IN menschlicher Leib mit verkümmerter Brust,
mit undeutlicher Ausprägung der Taille und
des Halses und mit nur schwach angedeuteten
je! Augenbrauen macht uns einen, wenn nicht ab-
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stossenden, so doch reizlosen, wenig impo-
nierenden Eindruck. Wir vertragen nicht bald
einen Anblick so wenig, wie den einer ungenügend
gegliederten Masse. Der Drang der menschlichen
Seele, jeden ihr dargebotenen Eindruck zu ver-
stehen und zu verarbeiten, ist ein Hauptbestand-
teil unseres geistigen Lebens; und das nächste
Mittel dazu besteht in dem Suchen von Haltepunkten, von Hauptstellen,
von Orientierungshilfen, die von sich aus den Weg zu dem Übrigen erleich-
tern, und zu denen der Rückweg von diesen bequem zu finden ist.
Dieser erst analytische und dann synthetische Gang mag von theoretisch
Interessierten näher beschrieben und ergründet werden; uns beschäftigen
diesmal nur die Folgerungen, die aus ihm für die künstlerische Praxis zu
ziehen sind. Hier mögen die darstellenden Künste und die Baukunst in der
Hauptsache abseits bleiben: auch sie benötigen das von uns Gemeinte, treffen
es aber doch wohl in leichterer und einfacherer Weise, als ihre Geschwister
es tun. Unter diesen verstehen wir die Gesamtheit der übrigen bildenden
Künste, am ehesten als die „angewandten" zu bezeichnen; die hervor-
ragende Stellung des Kunstgewerbes in ihnen lässt sie auch kurzweg - dem
Mächtigeren nach - als Kunstgewerbe im weitesten Sinne bezeichnen. Sie alle
sind weder durch Naturvorbilder, die nachgebildet werden sollen, noch auch
durch die Systematik des einem Behausungszweck dienenden Bauwerkes
bestimmt, sondern nehmen an beiden in einer Weise Anteil, dass sie mit
einem geringeren oder grösseren Masse davon frei nach jeweiligem Bedarf
und Geschmack schalten können. Übernehmen Malerei (als Gemäldekunst)
und Plastik vorhandene, von Natur aus gegliederte Objekte, und ist der
Architektur, selbst in weiten Entartungen, ein Gliedern nach Tragendem
und Getragenem, nach Stützendem und Gestütztem, nach unmittelbaren,
entscheidenden und nach mittelbaren, dienenden Bestandteilen unabweis-
bar eigen, so wird die angewandte Kunst durch ihre verhältnismässige
Freiheit davon zu Willkürlichkeiten und Lässigkeiten auf diesem Gebiete
verführt.