291
Sofa, ungarische Esche, schwarz eingelegt
Eine Zimmerausstattung, vor der sich der Blick in einem Gemenge ein-
zelner Zierungen verliert; ein Buchrücken, der reich ist, aber erst mit Mühe
seine Schnörkel und seine Schrift unterscheiden lässt; eine städtische
Strassenanlage, die den Wanderer sich in einem Gewirre gleichmässiger
Strassen verlieren macht: all das bedeutet einen Mangel gegenüber jenem
Bedürfnis nach Anhalt an Gliederungsmomenten. Wer in der Wortsprache
oder ebenso in der Tonsprache betonungslos, ohne gliedernde Akzente
Sessel, Mahagoni, poliert
spricht, den verstehen wir nicht nur schwerer,
und der bürdet uns nicht nur die eigene
Leistung des notdürftigen Nachtragens der
Akzente auf, sondern er stösst uns auch
ästhetisch ab.
Dass die Akzente in der gebundenen Rede
und meistens in unserer, das heisst in der
deutlich taktmässig gegliederten Musik einem
regelmässigen System von wiederholten glei-
chen „Takten" u. dgl. folgen, ist nur ein spe-
zieller Fall des Gesagten und findet sich in
der bildenden Kunst seltener wieder (in fort-
laufenden Ornamenten u. dgl.). Der Gegensatz
aber von Akzentuiertem und Nichtakzen-
tuiertem, von stärker und schwächer Akzen-
tuiertem muss aller Kunst eigen sein.
Leicht und Schwer: Diese Formel fasst
kurz zusammen, was wir meinen. Es ist ein-
fach nicht möglich, zweimal genau das Gleiche
zu tun, zwei Dinge genau gleich zu machen.