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Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 8 und 9)

Paradestück fürstlicher Be- 
hausungenüberhauptgewor- 
den ist und mit en masse- 
Darstellungen seiner Taten 
vor allem an solchen Pro- 
fanbauten monumentalen 
Charakters niemals fehlen 
durfte, die es, wie den ober- 
wähnten Mailänder Palazzo 
Marini, wie unsere Reichs- 
kanzlei und wie den Pracht- 
palast, von dem hier gehan- 1 
delt wird, als Wohnsitze von 
„I-Ielden" zu charakteri- 
sieren galt. Wer meinen 
Ausführungen bisher mit Palazzc Odescalchi in Rom 
Aufmerksamkeit gefolgt 
ist, dem brauche ich über die Provenienz der Bogen, welche die 
Treppenabsätze tragen, über die Gliederung des obersten Stockwerkes mit 
gewissen hermenartigen Pilastern und sonstige dekorative Details an dieser 
Stelle weiter nichts zu sagen. Wie es kam, dass nicht nur Putti, sondern 
auch Vasen mit den oben schon besprochenen Schnörkelgebilden an 
den Treppenwangen sich vereinigen und wie diese Treppenwangen 
schliesslich im Gegensatze zu den auch schon oben erwähnten Pracht- 
geländern in anderen Palästen eine etwas wuchtige Bildung erhalten konnten, 
erklärt vielleicht die Einfriedung einer Kaskade im Parke von Trianon auf 
einem Stiche von Perelle, der auch unseren Barockmeistern schon vorlag. 
Hervorzuheben aber ist an dieser Stelle entschieden die Wanddekoration 
über dem ersten Treppenpodest, Stabwerkumrahmungen mit einem esels- 
rückenartigen Abschluss. Man vergleiche damit gewisse Fensterverdachungen 
vorn Kinsky-Palais und an der heute nicht mehr bestehenden, aber eben- 
 
falls von I-Iildebrandt erbauten „Salette" am I-Iarrach'schen Majoratspalais ' 
(siehe Kunst und Kunsthandwerk III, Heft ro). 
„Auch die Doppelhermen über dem Kamin stammen nicht aus der 
Savoy'schen Periode" lesen wir in der vom k. k. Finanzministerium heraus- 
gegebenen kleinen Schrift. Sollte es nicht richtiger heissen, dass sie nicht 
den Fischer von Erlach'schen Stilcharakter weisen? Auch Fischer von 
Erlach hat Karyatiden verwendet, auch Hildebrandt wusste sich derselben 
zum Schmucke des Treppenhauses und der Innenräume im Belvedere effekt- 
voll zu bedienen. Es war die Zeit, in der diese Dekorationsform einer grossen 
Beliebtheit sich erfreute. Was für eine Wirkung Matthäus Daniel Pöppelmann 
am Zwinger in Dresden damit erzielte, dessen Bauzeit mit der des Eugen- 
schen Winterpalais ungefähr zusarnmenfällt (von 1711 an), ist bekannt. Auch 
die Atlanten treten in Wien und Osterreich als Träger von Balkonen und
	        
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