Paradestück fürstlicher Be-
hausungenüberhauptgewor-
den ist und mit en masse-
Darstellungen seiner Taten
vor allem an solchen Pro-
fanbauten monumentalen
Charakters niemals fehlen
durfte, die es, wie den ober-
wähnten Mailänder Palazzo
Marini, wie unsere Reichs-
kanzlei und wie den Pracht-
palast, von dem hier gehan- 1
delt wird, als Wohnsitze von
„I-Ielden" zu charakteri-
sieren galt. Wer meinen
Ausführungen bisher mit Palazzc Odescalchi in Rom
Aufmerksamkeit gefolgt
ist, dem brauche ich über die Provenienz der Bogen, welche die
Treppenabsätze tragen, über die Gliederung des obersten Stockwerkes mit
gewissen hermenartigen Pilastern und sonstige dekorative Details an dieser
Stelle weiter nichts zu sagen. Wie es kam, dass nicht nur Putti, sondern
auch Vasen mit den oben schon besprochenen Schnörkelgebilden an
den Treppenwangen sich vereinigen und wie diese Treppenwangen
schliesslich im Gegensatze zu den auch schon oben erwähnten Pracht-
geländern in anderen Palästen eine etwas wuchtige Bildung erhalten konnten,
erklärt vielleicht die Einfriedung einer Kaskade im Parke von Trianon auf
einem Stiche von Perelle, der auch unseren Barockmeistern schon vorlag.
Hervorzuheben aber ist an dieser Stelle entschieden die Wanddekoration
über dem ersten Treppenpodest, Stabwerkumrahmungen mit einem esels-
rückenartigen Abschluss. Man vergleiche damit gewisse Fensterverdachungen
vorn Kinsky-Palais und an der heute nicht mehr bestehenden, aber eben-
falls von I-Iildebrandt erbauten „Salette" am I-Iarrach'schen Majoratspalais '
(siehe Kunst und Kunsthandwerk III, Heft ro).
„Auch die Doppelhermen über dem Kamin stammen nicht aus der
Savoy'schen Periode" lesen wir in der vom k. k. Finanzministerium heraus-
gegebenen kleinen Schrift. Sollte es nicht richtiger heissen, dass sie nicht
den Fischer von Erlach'schen Stilcharakter weisen? Auch Fischer von
Erlach hat Karyatiden verwendet, auch Hildebrandt wusste sich derselben
zum Schmucke des Treppenhauses und der Innenräume im Belvedere effekt-
voll zu bedienen. Es war die Zeit, in der diese Dekorationsform einer grossen
Beliebtheit sich erfreute. Was für eine Wirkung Matthäus Daniel Pöppelmann
am Zwinger in Dresden damit erzielte, dessen Bauzeit mit der des Eugen-
schen Winterpalais ungefähr zusarnmenfällt (von 1711 an), ist bekannt. Auch
die Atlanten treten in Wien und Osterreich als Träger von Balkonen und