Porzellan von Bing 8: Gryindahl, Kaffeeservice mit dänischen Schlössern von Heinrich Hansen (1862)
Seit kurzer Zeit A man kann wohl sagen seit dem Regierungsantritte
des Königs Eduard _ macht sich ein neuer Geist bemerkbar. Unter dem
neuen Regime ist ein seit den Georgen unbekannter Aufwand, ein wahres
Sybaritentum eingetreten. Vorn Privathaus hat sich der Luxus und die Eleganz
in die vornehmen Hotels, Restaurants und Teelokale verbreitet und dringt
nun auch endlich in die besseren Verkaufslokale ein.
Dazu kommt noch ein in letzter Zeit bemerkbarer Umschwung in der
Bauweise Londons. Man baut nicht mehr, wie in der guten alten Zeit,
Gassen und Strassen, endlose Reihen von Häusern einer und derselben Type,
sondern häufig sehr originelle und geschmackvolle Einzelbauten. Das alte
System machte das Eingreifen der Kunst in die Ausstattung der Laden-
fassade unmöglich; der neue Baustil ermöglicht es nicht nur, sondern
erfordert es sogar irnperativ.
Vielleicht war das langsame Eindringen moderner Ideen in das
Geschäftsleben nicht ganz ohne Vorteil. Jedenfalls ist es auffällig, dass die
Dekoration des modernen englischen Geschäftslokales nichts von der Exzen-
trizität seines kontinentalen Prototyps aufweist. So ist die in Paris, Brüssel
und Berlin so beliebte ausgebauchte Kurve hier unbekannt, ebenso wie viele
andere künstlerische Unarten dieser Art. Alles ist zweckgemäss, den Sinnen
gefällig und auf Komfort berechnet. In neuester Zeit ist nun die von London
ausgehende Bewegung auch in die Provinz und nach Schottland gedrungen
und hat in dem neuen Laden der jägerwolle-Gesellschaft in Edinburgh,
dem „Athen des Nordens", glänzenden Ausdruck gefunden.
Die Ausschmückung des ganzen Baues, von dem schmiedeeisemen
Gitter, das den Laden bei Nacht vor unwillkommenen Besuchern schützt,
bis zur Verglasung des Oberlichtes, von den Mosaikfiiesen vor der Eingangs-
tür bis zu dem schablonierten Fries, der die Wände des Innenraumes
nach oben abschliesst, ist die Arbeit eines einzigen Künstlers, und zwar
ist es bemerkenswert, dass Charles E. Dawson, der Urheber des Entwurfes,
sich bis dahin noch nie auf diesem Gebiete versucht hatte. Er ist ein junger
Künstler, der zwar eine kurze Lehrzeit in der Lambeth-Schule und später
.11: