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Internationale Sammler-Zeitung.
rtummer 11.
Pariser ITloclejaurnale, welche die Gebieterin „mit andäch
tiger Reugier“ durchfliegt, fluch die neruen sind schon
erfunden und man sucht sich durch ITligräne oder Reroen-
schcoäche interessant zu machen, fluch sie liest wie ihre
(fnkelin non heute nur französische Romane. Sie hält sich
einen englischen Bedienten, der übrigens aus dem Dorfe
feldmoching gebürtig ist. Auf dem Bilde trägt ITladame
zwar noch keine Krinoline, aber etwas, was auf dem
besten Wege dazu ist. Sogar die Art, wie man im Wagen
zu sitzen hat, ist durch die IRode bestimmt. Die Dame
mul] im Wagen mehr liegen als sitjen; sie darf die Grüfte
der oorübergehenden Bekannten nur mit einem gering-
schäbigen Kopfnicken erwidern. Diese Schroffheit soll
nämlich eine Rachahmung französischer Ronchalance sein.
Abends gegen halb zehn fährt sie wieder auf den Ball,
wo ihr Benehmen teils in süf3koketten Blicken mit den
beoorzugten Cions, teils in gnädigem Kopfnicken gegen die
Gleichgiltigen besteht. Stoff der Unterhaltung sind fheater,
Witterung, Kritik der anwesenden Damen, Beschaffenheit
des Parketts in Hinsicht des Tanzes. Offenbar halten
unsere heutigen „Gigerln“ an den Konoersationsstoffen non
1845 nur deshalb mit solcher Zähigkeit fest, weil sie
Gesprächsthemen oon historischer Bedeutung benorzugen.
Die Prioatdummheit der nienschen, oon der die
Spötter leben, bleibt ja wohl zu allen Zeiten dieselbe.
Schon Plato hat sich über die Gecken oon Athen lustig
gemacht. Und die Rarren, die in den ersten Bänden der
„fliegenden“ oon witjigen Schriften oerherrlicht wurden:
Anekdotenjäger, Dilettanten, Prozetjhänse, Reuigkeitskrämer,
Geldproben, Rlodenarren und -Rärrinnen, Sonntagsjäger usw.
— sie leben alle ungebessert noch heute. Sie sind das
„eiserne Vieh“ der Satiriker oon Juoenal bis Oberländer.
Chronik.
Ansichtskarten.
(„Sommer im Schwarzwald“.) Die Hof-Buch- und Kunst-
Verlagsanstalt oon Johannes Elchlepp in Freiburg i. Br. hat nach
Originalen oon Friß Reih eine Serie oon Künstlerposfkarten
„Sommer im Schroarztoald“ herausgegeben Die Karten sind
geradezu ein Dokument für den Fortschritt, den unsere Repro
duktionstechnik in den lebten Jahren gemacht hat. Sie geben mit
großer Treue den Eindruck der Originale wieder und bilden in
gleicher Weise eine Ehrung für den Künstler wie für den Drucker.
(Eine flnsichtskartenhuIdigung.Y Eine sinnige Huldi
gung bereitete die Bürgerschaft der alten Krdnungsstadt Prefjburg
der dort wohnhaften Erzherzogin lsabel la. Die kaiserliche Prin
zessin, die als Protektorin des Preßburger St. Elisabeth Kinderheims
fungiert hatte, erhielt anläßlich der Eröffnung des humanitären
Instituts oiele Hunderte gleichmäßig ausgesfatteter Rosenkarten,
welche das Vcrslein trugen:
„Hoch und nieder, reich, arm, groß und klein,
Senden Dir in Hieb und Dankbarkeit Sf. Elisabeths Rosen ein.“
Bibliophilie.
(Ein Werk um 560.000 ITlark.) Ein bibliophiles Wunder
werk ist soeben oon einem amerikanischen Verlage fertiggestellt
morden. Es ist eine Tuxusausgabe der Oesamfwerke oon Charles
Dickens, die 130 Bände umfaßt. Sie ist auf Pergament gedruckt,
zeigt auf jeder Seife reichen Schmuck an ausgemalten Buchstaben,
Uliniaturen und anderen Verzierungen im mittelalterlichen Geschmack
und ist in kostbare Einbände, die aus Oold und uielfarbigem Heder
hergestellt sind, gebunden. Das Gesamtmerk kostet die Kleinigkeit
oon 5 6 0.000 mark, ein Preis, der es begreiflich erscheinen läßt,
daß der Verleger die Ausgabe nur in einer Auflage oon fünfzehn
Exemplaren herstellen ließ, mit dem Druck der eben erschienenen
Prachtausgabe wurde oor sechs Jahren begonnen, an ihrer Fertig
stellung haben 500 Drucker, Holzschneider, HJaler, Vergolder, Buch
binder etc. mifgearbeitet. Die fünfzehn Exemplare sind bereits
oon ebensooiel amerikanischen ITtilliardären aufgekauff morden,
oon denen Pierporf ITlorgan das erste fertiggestellfe Exemplar in
seinen Besiß brachte.
(Das meisterbuch der Frankfurter Goldschmiede
zunft) ist durch Schenkung der Baronin Karoline Erlanger in den
Besiß des städtischen historischen JTluseums in Frankfurt a. JT1.
gelangt. Das meisterbuch beginnt im Jahre 1534 und reicht bis 1863.
Es enthalt 63/ Blätter mit meist religiösen Darstellungen. Der Ein
band ist oon kleinen Arbeiten in Gold und Silber oöllig überdeckt.
Bilder.
(Ein zweites Donatello-Bildnis.) Professor Uloschetti,
der Heiter des städtischen ITluseums in Padua, hat ein bisher
unbekanntes Bildnis Donatellos gefunden. Der Fund, dem ein
großer Wert beigemessen wird, besteht aus einer Buchentafel, die
als manuskriptumschlag gedient haben dürfte. Bisher mar nur
ein einziges Bildnis Donatellos uorhonden, u. zw. das oon Paolo
Doni herrührende im Pariser Hauore-niuseum.
(Das Teil stück eines Tintoretfo.) Zu den wertoollsten
Gemälden der städtischen Sammlung im Castello Sforzesco zu
ITlailand zählt das Bild eines uenezianischen Adeligen oon
Tintoretto. Jeßt hat der. Inspektor der Sammlung, Professor
Vicenzi, festgestellt, daß dieses Bild nur ein Teil eines großen
Gemäldes ist, das den Dogen Agostino Barbarigo mit seiner Familie
darsfellt. fluch die beiden anderen Fragmente mit oierzehn Familien
mitgliedern befinden sich noch in der städtischen Sammlung. Die
drei Stücke passen uollkommen zusammen, doch ist es unmöglich,
sie wieder zusammenzuseßen, weil das mittelstück, das Porträt
des Dogen, wegen der Harmonie der Dimensionen in der Hänge
etwas gekürzt worden ist. Der Doge rührt offenbar oon der Hand
des JTleisters her, während die Familienmitglieder minderwertige
Schülerarbeiten sind.
(Entdeckung eines Gainsborough.) Völlig unbeachtet
hing lange Jahre im Sißungssaale des Staffard-Spitales in Hondon
das prächtige Porträt eines lllannes, der für den „Vater“ der
Stiftung galt, bis das Gemälde jüngst oon Sir Walter Armstrong
oon der Dubliner ITational-Galerie untersucht und als ein Werk
Gainsboroughs erkannt wurde. Das Bild wird jetzt einer
Restaurierung unterzogen. Wie hoch sein Wert plößlich gestiegen
ist, zeigt die Tatsache, daß man es für 80.000 mark oersichert
hat. Das Bild wurde um das Jahr 1783, fünf Jahre oor des
Künstlers Tode, gemalt und ist ein Porträt oon John Eid.
Botanik.
(Ein Gebetbuch als botanisches Dokument.) Die
ITlünchener Hof- und Staatsbibliothek besißt, wie die „m. 11. II.“
mittfeilen, ein kostbares Gebetbuch, das zugleich ein wertoolles
Dokument für die Pflanzengeschichte des 16. Jahrhunderts bildet.
Es handelt sich um das einzig dastehende, mit auserlesenen ITlini-
aturen geschmückte, in kostbarem silbernem Einband gebundene
Gebetbuch Albrechts V. oon Bayern. Die breiten Ränder auf
sämtlichen Seiten des köstlichen Pergamentbandes sind oon einem
oorläufig noch nicht sicher ermittelten Künstler mit den oerschieden-
sfen Formen der Gartenblumen des 16. Jahrhunderts geschmückt,
mit wunderbarer Treue und Feinheit sind die Farben und die Ge
staltung der Blumen (und Tiere) wiedergegeben. Es sind Dußende
oon Arten dargesfellt, und doch ist jede Blume aufs sorgfältigste