MAK

Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 10)

Einer unserer jüngeren Maler, der manches Jahr zu warten hatte, ehe 
ihm der verdiente Beifall wurde, ist Albert L. Groll. Er zeigt in 
seiner Kunst die eigentümliche Konstellation, dass er, obgleich von 
deutscher Abkunft in Amerika geboren und aufgewachsen, in München aus- 
gebildet, doch einer der getreuesten und direktesten Anhänger der Barbi- 
zonisten ist, er, der Frankreich noch nie besucht hat, nie unter einem 
französischen Meister gearbeitet hat. Aber um des Einflusses dieser gross- 
artigsten Malerpoeten teilhaftig zu werden, braucht man ja heute beides nicht 
mehr: sowohl in München als in New-York sind die Barbizonisten reich 
vertreten. Groll hat sich unter Gysis und Loeffts tüchtige Kenntnisse 
angeeignet, ging aber dann, nach New-York zurückgekehrt, auf die Land- 
schaft über, für die ihn sein ungemein sensitiver Farbensinn, seine hoch 
potenzierte Empfänglichkeit für Natureindrücke, sowie die Gabe, dieselben 
voll in Erinnerung zu behalten, als besonders geeignet erscheinen liessen. 
Groll hatte einen anderen Studienweg eingeschlagen, als die meisten 
Amerikaner, weder New-Yorker, noch Pariser Kunstschulen hat er besucht, 
er kehrte nach Amerika zurück, als der Impressionismus blühte und die Pfor- 
ten unserer Ausstellungen blieben ihm daher für manches Jahr verschlossen, 
besonders da er höchst bescheiden auftrat. Da „entdeckte" ihn aber der 
jüngere Iness, kaufte selbst eine von Grolls Landschaften um das Doppelte 
des von diesem geforderten Preises und erklärte, der Maler unterschätze 
sich selbst. Iness stand bereits in grossem Ansehen als Sohn des berühmten 
Vaters sowohl, als um der eigenen Arbeiten willen. Durch sein Vorgehen war 
sofort die Aufmerksamkeit auf Groll gelenkt: alle Pforten öffneten sich für 
diesen und heute fehlen in keiner unserer Ausstellungen an den Ehren- 
plätzen einige Grolls von tiefer satter Farbenpracht. Die Formen, besonders 
auch der Vordergrund, sind obwohl in sehr flotter Technik gehalten, 
doch mehr suggeriert als bestimmt gezeichnet - aber gerade dadurch 
kommen die atmosphärischen Effekte zu reizvoller Wirkung. Grolls 
Bilder sind von gleichsam musikalischer Wirkung. Er ist auch eben 
daran, eine Serie von Symphonien in Farben zu malen: das gelbe 
Herbstland, das Junigrün in Wald und Wiese, das Silbergrau in der Hudson- 
landschaft, der feurige Wald der amerikanischen Novembertage - sie alle 
haben ihn so gewaltig inspiriert, dass ein bekannter deutscher Musiker, 
der ihn in New-York besuchte, Tonstücke zu Grolls Farbensymphonien 
komponieren will. 
Kräftige plastische Formen, enorme Baumriesen, wie die südliche 
Sonne sie wachsen lässt, über ihnen das azurne Firmament - oder Berge 
von grotesker Gestalt, in all ihrer Echtheit und doch gesehen durch ein 
Künstlerauge von verfeinertem Geschmack, so zeigen sich Julian Rix' 
Werke. Seine Wiege stand nicht neben jenen halbtropischen Bäumen, 
sondern in dem nördlichen Staate Vermont. Sein Vater war Advokat und 
der Sohn sollte sich demselben Berufe widmen, aber er zog es vor, da seine 
Neigung sich der Kunst zuwendete und der Vater derselben absolut keinen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.