Girande, Bronze, Wiener Arbeit, zuletzt Uhr, französisch, Mahagoni mit Bronzen
Hofburg Wien
gesamte reiche Dekor fällt ihr zu und nicht mehr eingeordnet, sondern
nebengeordnet wird er, an Stelle der Einlegearbeit tritt die Auflegearbeit,
die Applique. Diese neuen vielgestaltigen, unerschöpflichen Aufgaben, dem
Bronzisten durch das Möbel gestellt, mussten sein Selbstbewusstsein mächtig
steigern, die Zahl der Kräfte vermehrt sich ins Ungemessene, Künstler ersten
Ranges nehmen sich dieser Arbeiten an. Auch hier wie in der hohen Kunst
und im Möbel ein völliges Sichhingeben an die klassizistische Lehre der
Zeit, aber auch ebenso ein früheres Überwinden des Formalismus als
ausserhalb Frankreichs und eine Durchdringung der aus der Antike geholten
Motive mit französischem Sentiment.
Die technischen Vorzüge, welche sich die Bronze Frankreichs im
XVIII. Jahrhundert errungen hatte, werden erhalten, wenn möglich gesteigert
und aller Zwang, den der gelehrte archäologische Zug der Zeit ausübt, kann
wenigstens auf französischem Boden natürliche Formfreude und persönliche
Auseinandersetzung mit den gegebenen Motiven nicht verdrängen. Auch als
Neuklassiker werden die französischen Plastiker nicht leicht akademisch-
trocken und schablonenhaft, Anmut und Grazie, Phantasie und schwung-