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KONKURRENZ FÜR EINE PRÄGEPLAQUETTE. In der am 5.d. M.
stattgehabten Sitzung der Gesellschaft zur Förderung der Medaillenkunst und Klein-
plastik wurden 24 Entwürfe, welche zufolge e
der Konkurrenz-Ausschreibung für eine
Plaquette eingelaufen waren, der Jury unter-
zogen. Es wurde beschlossen, mit je
xooo Kronen anzukaufen: den Entwurf des
Bildhauers Wilhelm Hejda und den des
Medailleurs Ludwig Hujer. Mit je xoo Kronen
wurden für ihre Entwürfe beteilt: A. I-Iartig,
Otto Hofner, Ernst Juch, Karl Perl und
Hans Schaefer. Sämtliche Arbeiten wurden
vom 6. bis 14. d. M. im Vorlesungssaale des
Österreichischen Museums ausgestellt.
UR REFORM DER EIN-
FACHEN WOHNUNGSEIN-
RICHTÜNG. Über dieses Thema ist
kürzlich bei G. Winter in Bremen eine kleine
Abhandlung von]. C.H.Boesking erschienen,
die ein Kapitel zu der jetzt so vielfach er-
örterten Frage der künstlerischen Volks-
erziehung darstellt. Es handelt sich für den
Verfasser um die ästhetische Ausgestaltung
des Heims jener in ganz bescheidenen Ver-
hältnissen lebenden niederen Beamten-,
Arbeiter- und Kleinbürger-Familien, die mit
zwei, drei Räumen ihr Auslangen finden
müssen. Zunächst kämpft der Verfasser in
herkömmlicher Weise gegen die Unsumme
von Ungeschmack und falscher Prunksucht,
die gegenwärtig in solchen Wohnräumen
angetroffen wird, und beweist, indem er Stück für Stück kritisch beleuchtet, wie viel
falsche Prunksucht, welcher Mangel künstlerischer Logik und natürlichen Schönheits-
empfindens hier den gesamten Hausrat beherrscht. Im Gegensatze zu diesem Interieur
schildert er eine ideale Behausung nach dem Entwürfe Van de Veldes. Die Möbel durch-
aus praktisch und einfach, Wände, Holzwerk und Fenstervorhang auf einen einheitlichen
farbigen Gesamteindruck gestimmt, vor dem Fenster, und wo es sonst noch angeht,
Blumen, und an der Wand die eine oder andere Künstlerlithographie. - Künstlerisches
Puritanertum, rechte Schreibtisch-Phantasie. - Wo bleiben die unzähligen Gefdhlswerte,
die für den kleinen Mann oft noch viel bedeutender und inhaltsschwerer sind wie für den
reichen oder wohlhabenden, und die in allerlei mehr oder minder unkünstlerischer Weise
heute den gesamten Hausrat umspinnen? Wo die photographischen Familienbildnisse in
ihrem ganzen zeitgenössischen Ungeschmack, die Brautpaare, der Sohn oder Bruder beim
Militär in bunter Uniform, nur der Kopf eine Photographie, die Bildnisse von Neugebornen
und von Toten, alle die geschmacklosen kleinen Andenken, die fürchterlichen weiblichen
Handarbeiten von Schwester, Schwägerin und Tante, die Erinnerungen und Gelegenheits-
geschenke, alle die Stücke aus Erbschaften und die Überbleibsel aus früherer Zeit? Der
Verfasser hat nicht berücksichtigt, dass mehr als die Hälfte des gesamten Kunstbesitzes
des kleinen Mannes mit solchen Gefühlswerten auf das innigste zusammengeht, ja dass ein
grosser Teil seiner Kunstfreude und seines Kunstverständnisses aus ihnen hervorgeht, in
Luster, Wiener Arbeit, Bronze, zuletzt Hofburg Wien