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AUSSTELLUNG VON ALT-WIENER POR-
ZELLAN IN TROPPAU S0 VON JOSEF
FOLNESICS WIEN S?
IN Zufall hat es gefügt, dass wenige Monate vor
der Alt-Wiener Porzellanausstellung im Öster-
reichischen Museum eine ebensolche Ausstel-
lung in Troppau eröffnet wurde. Das Öster-
reichische Museum hatte zwar schon seit Jahren
den Plan gefasst, die Tätigkeit der zweit-ältesten
Porzellanfabrik Europas in einem umfassenden
Gesamtbilde zur Anschauung zu bringen, aber
dringendere Aufgaben hatten die Realisierung
des Projektes immer weiter hinausgeschoben.
Nun, als endlich ein Termin festgestellt war,
zeigte sich, dass auch das Kaiser Franz Joseph-Museum in Troppau an der
Durchführung einer solchen Ausstellung arbeite. Im ersten Augenblicke
schien es, als würde die Troppauer Ausstellung das Unternehmen des
Österreichischen Museums in Frage
stellen. Indes präsentierte sich diese
Ausstellung, die Mitte September er-
öffnet und Ende Oktober geschlossen
wurde, viel mehr als ein anregendes
Vorspiel denn als Konkurrenzunter-
nehmen. Sie lenkte die Aufmerk-
samkeit auf jenes Kunstgewerbe, in
welchem Wien im XVIII. und zu
Anfang des XIX. jahrhunderts so
glänzend auftrat, und hat namentlich
in den nördlichen Kronländern der
Monarchie eine wertvolle und erfolg-
reiche Vorarbeit vollendet, die von
Wien aus kaum so gründlich hätte
durchgeführt werden können. Ein
solches Aufwühlen des Kunstbesitzes
nach irgend einer Richtung und auf
geographisch beschränktem Gebiete
ist stets nützlich und fruchtbringend.
Es führt nicht allein dem Kunst-
historiker neues, bis dahin verbor-
genes Studienmaterial zu, es belebt
die allgemeine Teilnahme am heimat-
' - -- ' Alt-Wiener Porzellan-Ausstellung in Troppau,
hohen Kunstbesltz und erhoht nlcht Kaffeekanne, ohne Marke, um x73o. (Fürst Johann
selten die Freude und das Interesse von und zu Liechtenstein)
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