Aus den Salzburger Facbkursen 1903, Weisse Mäuse, Photographische Aufnahme
besteht sie. Zwischen dem Geäst sitzen kleine Hache Fruchtknollen. Sie sind aus opakem
Email, mattgrau mit violett verlaufendem Randkranz, und porig punktiert ist die Fläche.
Diese skulpturalen Nuancen bringt Lalique mit fabelhaftem Takt. Er reiht ein Halsband
aus Libellen, die ihre Flügel aneinander breiten. Die Flügel hat er aus Opalen schmal-
halmig geschnitten und das eigentümlich wogige Spiel der hauchzarten Haut, die durch
das festere Geäder zusammengehalten wird, brachte er rnit Hebung und Senkung durch
den Schnitt heraus.
Die Schnittkunst kommt diesmal vor allern den Kämmen zu gute. Meistens sind sie
aus Horn. Lalique färbt das Horn und aus dem vollen einfarbigen Stück holt er dann die
Wirkungen mit dern Schnitt heraus.
Bei einem braunen Kamrnansatz lässt er nur das Braun am Rand stehen, nach der
Mitte zu schneidet er die Fläche verdünnend so zu, dass das Braun nur in verkreuzten
geschlängelten Linien in dem herausgehobenen weissen Grunde erhalten bleibt.
Das Erlesenste der geschnittenen Stücke, ein Werk voll Kameenpoesie ist der Kamm,
auf dessen Bug aus dem Ganzen heraus ein Schwalbenfiug geschnitzt ist. Der Grund, von
dem sich die Schwingen in weichem Basrelief abheben, ist hauchfein geworden, schleier-
dünn, ätherleicht. Man fühlt das Schweben, und das Unkörperliche, Flirnmernde,
Verwehte wird noch nuanciert durch ganz kleine, über die Schwalben verstreute
Edelsteine.
Wenn man auch manchmal den Eindruck hat, dass dieser Künstler mehr für die
Wesen seiner Phantasie schafft, für princesses lointaines, byzantinische Kaiser-innen,
Heliogabale und für eine Salome oder eine Herodias, als für Geschöpfe bürgerlicher
Gegenwart, so wirken diese Stücke an sich betrachtet doch stets ausserordentlich
organisch, erwachsen, aus dem Ganzen geboren. Wie Lalique Flächen beseelt, wie er
Figurationen des Körpers, Bewegungsmotive meistert und händigt, das ist unver-
gleichlich.
Figürliches wendet er mit grosser sicherer Freiheit ornamental an. Die Glieder
einer Halskette haben ihr Motiv dem Chamäleon entliehen. Aber nicht als baroke
Kuriosität wirkt dies, nicht eine banale zoologische Kopie entstand, nur die originelle
Form, die Umrisskontur ward als Anregung benutzt, in Goldplättchen nachgeschnitten,
mattgrau emailliert und mit Brillanten illuminiert. So stilisiert Lalique auch einen Ring
aus Frauenleibern, und die Haarwellen fassen züngelnd einen Sternsaphir als
Bekrönung.
Tanzverschlingungen sind beliebt wegen der Grazie bewegter Butender Linien. Die
Loie Fuller schneidet Lalique in Elfenbein im wellig rieselnden Flügelkleide. Eine Ring-