vieler Beziehung an die freskoverzierten Prunksäle der grossen italienischen
Palazzi des Cinquecento.
Die Wände sind durch jonische Säulenpaare in gobelinbedeckte
Felder geteilt. Der Plinthus jedes Säulenpaares ist aus grünem Conemara-
Marmor, die Glieder der Basis aus Bronze, die bis zu zwei Drittel der Höhe
kanellierten Säulen aus braunem Marmor, die Kapitäle vergoldet. Der untere
Teil der Wand ist mit poliertem und mit reichen Intarsien versehenem
Mahagoni verkleidet. Der von Collcutt entworfene Kamin ist mit glasierten
persischen Reliefziegeln von entzückender Farbe verkleidet. Alles in dem
Raume ist moderne Arbeit, mit Ausnahme der beiden Figürchen auf reich
ziselierten Bronzeständern, welche der italienischen Renaissance-Periode
angehören. '
Der I-Iauptschmuck des Raumes besteht jedoch in den Lunetten und
Plafondbildern von Professor Gerald Moira, der den Lesern von „Kunst und
Kunsthandwerk" schon seit langem als Mitarbeiter von J. Lynn Jenkins
bekannt ist, sich aber jetzt nach mehr-jährigem Zusammenarbeiten von dem
Bildhauer getrennt hat, um sein Atelier in der South Kensington-Kunstschule
zu beziehen. Es ist schwer, von seiner neuesten Arbeit zu sprechen, ohne
auf Superlative zu verfallen. Von welchem Standpunkte man auch immer
diesen Bilderzyklus betrachten mag, kann man nur zu der Einsicht
kommen, dass man vor einer der bemerkenswertesten Arbeiten der
dekorativen Kunst unserer Zeit steht. Als reiche Farbenmassen, als Raum-
kompositionen - ob in viereckigen Panneaux oder in Lunetten oder in
Zwickeln - als tiefsinnige, an den Ort passende Allegorien, als Einzel-
gemälde oder als Gesamtkomposition, sind diese Gemälde gleich
bewunderungswiirdig.
Was für ein Ideenreichtum in diesen Plafondfeldern verkörpert ist!
Die Elemente - die Erde, das Feuer, die Luft und das Wasser --, die
Zeichen des Tierkreises, die vier Jahreszeiten, Sonne und Mond, Morgen
und Nacht, Amphitrite, die Königin der See, und Sirenen sind da in schwung-
vollen Linien und harmonischen Farben dargestellt, und zwar nicht nach
der Weise herkömmlicher Allegorien, sondern in origineller, neuer Art. So
begnügt er sich bei der Erde nicht mit dem elementaren Charakter des
Sujets, sondern deutet das Geheimnis des Lebens mit seinen Freuden und
Leiden durch eine vergängliche, jugendliche Figur an, in deren heissen
Händen Rosen allzu rasch verblühen. Die „Luft" ist eine wahre Symphonie
von bewegten Linien in den Gestalten des kräftigen Boreas und des zarten
Zephyr. Im „Wasser" zeigt er in allegorischer Form den Fluss in die Arme
des Neptun wirbelnd. In den Jahreszeiten ist er ebenso unkonventionell
und deutet den ewigen Wechsel dadurch an, dass die I-Iauptligur
mit den charakteristischen Kennzeichen der betreffenden Jahreszeiten
von minder wichtigen Gestalten umgeben ist, welche das Vorher und
das Nachher, den Übergang von einer Jahreszeit in die nächste symbolisch
darstellen.