MAK

Volltext: Monatszeitschrift VI (1903 / Heft 12)

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von der dortigen Sonne, 
aber doch eigentlich nicht, 
was man von ihm erholft 
hat. Begabte Stimmungs- 
maler sind noch die jungen 
Leute Nikolaus Schatten- 
stein und Eichhorn. Frau 
I-Ienriette Mankiewicz, die 
wohlbeltannte Stickkünst- 
lerin, erregt wieder Er- 
staunen durch ihr grosses 
gesticktes Panneau: „Pfau 
im Mondenschein". 
EZESSION. Die erste 
Ausstellung der Sezes- 
sion bringt nichts Gerin- 
geres als ein Gesamtbild 
des Schaffens von Gustav 
Klimt seit dem Bestande 
der Vereinigung. Die Stel- 
lung Klimts in der Wiener 
Malerei erinnert, rein male- 
risch genommen, an die 
Hans M s. Wl? dieser Tischzeug „Sudetia", nach dem Entwurfe von Bertold Pranke in Wien 
von Freund und Feind um" ausgeführt von Norbert Langer ä Söhne in Deutsch-Liebau 
kämpft, selber aber dem 
Kampfe als grosser Naiver 
zusehend, nichts kennend als seine Vision, hat er, der erste seit Makart, das ganze 
Publikum zum heftigsten Interesse für gemalte Dinge aufgerüttelt. Sein grosses Novum 
ist diesmal die Jurisprudenz", die der „Philosophie" und „Medizin" gegenüber (in einem 
von Moser eingerichteten Saale) hängt. Auch dieses Bild ist vor allem ein eigenartiger 
dekorativer Farbenßeck, in dem Schwarz und Gold, nach dem Grün und Rot der beiden 
ersten Bilder, die Hauptrolle spielen. Dabei aber gliedert sich die Szene monumentaler, 
durch grosszügige Gruppierung und umfassenden Linienzug, namentlich aber durch stärkere 
Betonung des Stils. Im unteren Teile des Bildes sieht man den greisen nackten Sünder, 
von drei schauerlichen Gramweibern umlagert, Leib an Leib mit einem ungetümen 
Polypen (dem Gewissen) ringen. Ein weiter schwarzer Schleier urnzieht diese Buchgeweihte 
Gruppe. Über ihr erscheint eine glanzvolle Dreiheit: Gerechtigkeit, zwichen Gesetz und 
Wahrheit, in Gold und Purpur sich von dem alten Gemäuer des Gerichtshauses abhebend. 
Typen von Richtern tauchen da und dort auf, die Phantastik des Vorganges wurzelt in 
realem Boden. Überhaupt ist es ja ein Charakterzug der Klimfschen Phantasie, dass sie 
den vollen Augenschein der Natur auf ihre Flüge mitnimmt. Man braucht nur die Kabinette 
voll Studienblätter in dieser Ausstellung zu sehen, um es zu erkennen. Selbst was in 
seinen Bildern wie sogenannte „Ausgebux-t" aussieht, ist emsig und scharf in der Natur 
studiert und zehnmal um- und umgedreht, bis es als bildmässige Form einverleibt wird. 
In stilistischer Hinsicht steht Klimt keineswegs allein. Durch die ganze europäische Malerei 
geht seit Jahren eine strenge Strömung der Reaktion gegen alles Süsse und dem Publikum 
als „schön" Anerzogene. Die Aubrey Beardsley, Toorop, Minne, Mackenzie, Edvard 
Munch, Klimt sind Blut- und Nervenverwandte, denen die schöne Schablone so unerträg- 
lich geworden, dass sie sich in das Gegenteil stürzen und Rettung beim I-lässlichen suchen. 
Ihnen ist es nicht „hässlich", wie dem Naturforscher nichts hässlich ist, sondern einfach 
 
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