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verschiedener Pose und ge-
ringer Änderung des Aus-
druckes, getreu wiederholt
ist. Die beiden Statuen
waren eben roh ausgebaut,
als Michelangelo Carrara
verliess, um vertrauensvoll
nach Rom zurückzukehren,
wo seiner so viele Ent-
täuschungen harrten.
Es hat keinen Zweck,
hier die Intriguen und
Zwiste weiter zu verfolgen,
welche den Künstler nach
Florenz trieben. Nach seiner
Versöhnung mit dem Papste
im Jahre 1507 kehrte er nach
Rom zurück, um die Aus-
schmückung der Sixtini-
schen Kapelle vorzunehmen.
Es scheint, dass der „Schla-
fende Sklave" fertiggestellt
wurde, ehe der Künstler sich
an die zweite Hälfte der
Wölbung machte.
Nach der Eröffnung Der gefesselte Sklave von Michelangelo (Paris, Louvre)
der Sixtinischen Kapelle
änderte der Papst seine Pläne behufs des Denkmals und entschied sich zu Gunsten
eines neuen, kleineren Entwurfes. Michelangelo kehrte nach Florenz zurück, wo er
sicherlich an der Statue des gefesselten Sklaven arbeitete; beide Statuen blieben jedoch
unfertig.
Julius II. starb im Jahre x5x3. Sein Nachfolger Leo X. beschäftigte den Meister an
zahlreichen Arbeiten und erst nach seinem Tode konnte das Grabmal wieder in Angriff
genommen werden (i522-i523). Aber von neuem wurden Michelangelos Absichten
gestört. Im Jahre x53! ward ein neuer Vertrag abgeschlossen, nach welchem die Dimen-
sionen des Denkmals abermals vermindert wurden. Michelangelo verpflichtete sich, sechs
Statuen eigenhändig anzufertigen und die Arbeiten zu beaufsichtigen, bis zur Errichtung
des Grabmals in San Pietro in Vincoli.
Nach vielen weiteren Enttäuschungen und Verzögerungen erkrankte Michelangelo
im Jahre 1544. Nach seiner Genesung schenkte er die beiden Sklaven, für welche an dem
so sehr reduzierten Denkmale kein Raum mehr war, dem Roberto degli Strozzi, in dessen
Palaste er von seinem Freunde Luigi de Riccio gepHegt worden war.
Strozzi sandte später die beiden Statuen an Franz 1., König von Frankreich. Heute
stehen sie im Louvre und sind dort die einzigen Proben von Michelangelos Genie.
Die Büste eines Sklaven blieb, wie manche andere Werke des Meisters, in Italien,
bis sie von Herrn Ravaisson-Mollien, dem Conservateur du Musee du Louvre, entdeckt
und nach Frankreich gebracht wurde, um seiner Sammlung einverleibt zu werden.
Dass die Büste wirklich ein Werk Michelangelos ist, unterliegt wohl keinem
Zweifel. Man muss sie gesehen haben, um von der herrlichen, meisterhaften Arbeit einen
Begriff zu bekommen. Speziell die Schultern und der Hals, die Schwellungen und Ein-
buchtungen des Fleisches, sind auf eine Weise gefühlt und wiedergegeben, welche die
Hand des grössten aller Meister untrüglich verrät. Wenn die Büste nicht Michelangelos