Da kommt es dem Verfasser hauptsächlich darauf an, die stilgeschichtlichen Momente
zu betonen, vor allem das Konstruktive im Möbel, das dann die künstlerische Form des
Möbels bedingt.
Er teilt die Möbel nach Gattungen, d. h. nach den Aufgaben, die sie zu erfüllen haben
ein und gibt dadurch an der Hand einer Möbelform, z. B. des Schemels u. dgl., immer
einen Querschnitt durch die ganze Geschichte des Möbels. In der ersten Serie ist die Ent-
wicklung des Schemels und des Stuhles dargestellt; die anderen Formen werden in den
folgenden Serien behandelt werden.
Um die Tafeln einheitlich gestalten zu können, wurden die Möbel von einem tisch-
lerisch geschulten Zeichner reproduziert und dadurch sowohl ein einheitliches Bild erzielt,
als auch die Möglichkeit geboten, alle zur Verfügung stehenden Quellen zu benützen, als da
sind: Originalstücke,Originalentwürfe,Nachbildungen in gleichzeitigen Bildwerken allerArt.
Darstellungen von Möbeln auf Skulpturen, Wandgemälden, Vasenbildern, Zeichnungen,
Kupferstichen und Holzschnitten wurden aufgenommen und einzelne Stücke, wo es sich
eben als notwendig ergab, rekonstruiert.
Zuerst wird an einer Reihe von Beispielen die Entwicklung des Schemels von den
Formen der alten Ägypter bis zu den französischen des XVIII. Jahrhunderts gezeigt. Es
ist vorzüglich der von vier miteinander verbundenen Stützen getragene Sitz behandelt,
ferner der dreifüssige gotische Schemel, sowie der sogenannte Brettschemel, d. h. der von
zwei aufrechten Brettern getragene Sitz aus der Gotik- und Renaissancezeit, der oft noch
durch eine Zarge gestützt ist. Dann folgt eine Serie von Faltstühlen, die scherenartig
zusammengeklappt werden können.
Auf der nächsten Tafel eine Reihe von Sesseln rnit Rundlehnen, von denen die
älteste Form die bei den Ägyptern verwendeten vierbeinigen Sitze mit Lehnen sind, die
aus Rahmenwerk und Füllbrettern gebildet und rückwärts durch Spreizen gestützt werden.
Die schönste Form zeigt der griechische Sessel (Kathedra) rnit gebogener Lehne und der
hellenistische, der noch rückwärts eine Stütze für das Rückgrat hat, eine Konstruktion, die
wir ähnlich im Empirestil und an einem deutschen Sessel des Jahres 1820 genau wieder-
holt finden. In diese Kategorie der Rundlehnen gehört auch der sogenannte Windsor-
Chair, dessen Lehne aus einzelnen Stäben gebildet ist, die oft durch zwei schiefgestellte
Stäbe noch besonders gestützt werden (Oliver Goldsmith-Stuhl). Es gibt aber auch Sitze,
die völlig in Tonnenform gebildet und meist aus Rohr gedachten sind, die sogenannten
Rundsessel, wie wir einen auf einem Relief des III. Jahrhunderts n. Chr. finden, andere
aus dem XV. Jahrhundert sind aus senkrechten Latten gebildet, die den halbrunden Sitz
rings umschliessen und tragen, eine heute besonders bei den schottischen modernen
Architekten (Baillie Scott) sehr beliebte Form.
Eine andere Tafel führt uns „Armsessel mittelalterlichen Charakters in Brett- und
Pfostengefüge" und „Chorstuhlartige Hochsitze mit hoher Lehne und Baldachin", fast alle
mit reicher Schnitzerei, vor. Dann lernen wir die dreibeinigen Schemel mit Lehne
kennen, die sich vom XV. Jahrhundert bis heute, wo sie vorzüglich noch bei den Bauern
in Gebrauch sind, in ihrer Form unverändert erhalten haben.
Sehr interessant ist die Entwickelung des Armsessels mit Holzlehne, da diese zu
reicher künstlerischer Gestaltung die beste Gelegenheit bietet. Die französischen und
englischen Armsessel des XVI. Jahrhunderts mit ihren schmalen Lehnen und nach vorne
fangarmartig auseinandergehenden Armstützen, die reichgeschnitzten prunkvollen Sitze
der italienischen l-Iochrenaissance und die englischen Armsessel des XVII. Jahrhunderts
mit ihren reichverzierten geschnitzten Formen, sowie die des XVIII. Jahrhunderts rnit
ihren mannigfachen, teils gotisierenden, teils französischen rokokoartigen Formen (bei
Chippendale, Stepplewith und Sheraton-Adam) geben uns die typischen Merkmale des
Stiles ihrer Zeit.
Es folgen die „Arrnsessel mit Leder- oder Stoffbezug", und von grossen Lehn-
und Arrnsesseln ein französischer Louis XIV.-Fauteuil und ein englischer Easychair aus