j. Dampz, Die Wollust
„Wollust" ist der Titel des dritten Werkes, das im selben Salon erschien.
Ein bis zum halben Leibe nacktes Weib, von weichen Körperformen, das
Haupt zurückgeworfen, mit halbgeschlossenen Augen, wird von einer Katze,
die ihr mit Hals und Kopf den Nacken streichelt, geliebkost, eine zweifache
Verkörperung wollüstiger Grazie, die der Künstler durch die Festigkeit seiner
Mache vor süsslicher Geziertheit zu bewahren verstand. Direkt nach der
Natur in Marmor ausgeführt, ist es eines der bewundernswürdigsten Stücke,
die aus der Hand des Meisters hervorgegangen sind.
Dampt beschränkt sich nicht darauf, ein bewundemswürdiger Bildhauer
und vollendeter Arbeiter zu sein, seine Schöpfungen bringen zumeist auch
eine klare Idee zum Ausdruck. Auch wenn hiemit nur etwas Sinnbildliches
gesagt werden soll, bleibt er einfach und verständlich. „An der Schwelle
des Geheimnisses", ausgestellt im Salon von 1892, ist eine solche Probe
seiner Kunst. Ein Engel vom Aussehen eines Mannweibes, mit emstem
Antlitze und weit ausgebreiteten Flügeln, ein Schwert mit beiden Händen
wagrecht vor sich hinhaltend, richtet sich hoch auf, mit scharfem und
unruhigem Blick hinaus ins Unbekannte, dessen Wächter er zu sein
scheint.