Gefühlsmoment ist es nicht
allein, das uns zur Erneue-
rung des Biedermeierstils
drängt, mit Sentiment allein
baut man kein Möbel. Es
ist die schlichte, konstruktiv
klare, den Zweck betonende
Kunstweise, die uns diese
Möbel und die ganze Raum-
gestaltung ihrer Zeit so sym-
pathisch und wohnbehaglich
macht. Hier nur kopierend
sich zu betätigen, kann frei-
lich nicht unsere Aufgabe
und unser Ziel sein. Es gilt
anzuknüpfen an diesen Stil
und ihn den geänderten und
inhaltsreicher gewordenen
Bedürfnissen unserer Tage
entsprechend schöpferisch
auszugestalten.
Schlichte und dabei
vornehme Eleganz ist es,
welche dem I-Ierrenzimmer
des technologischen Ge-
werbemuseums innewohnt
und diesem Interieur wohl
ungeteilte Anerkennung ein-
getragen hat. Der EDiIWIJTf Schrank, entworfen von Franz Tratnik, ausgeführt in der
ist von Professor Hammel, k. k. Fachschule in Bergreichenstein
die Arbeit von den Schülern
der Meisterschule des Gewerbemuseums. Eine hohe Wandverkleidung,
wie die Möbel aus Mahagoni, umgibt den Raum, in einer Nische steht
ein mächtiger, vielleicht zu mächtiger, von Hardtmuth beigestellter Kamin
von kräftigen Formen. Die Möbel sind bequem, behaglich, von hübscher
Gediegenheit, die Ausführung tadellos, trefflich die Abschrägung der Ecken
und Kanten des Fauteuils. Einen praktischeren Schreibtisch kann man sich
nicht wünschen; dass er keine der üblichen Laden hat, die sich gegen
den Sitzenden öffnet, ist sehr vernünftig, höchst sinnig der einheitliche
Klappenverschluss der beiderseitigen Ladenreihen, auch dass man behag-
lich mit übergeschlagenem Beine am Schreibtisch sitzen kann, ohne
dass die Oberplatte auf das Knie drückt, nur zu loben. Zugempl-indliche
würden allerdings einen dichten rückwärtigen Abschluss der Öffnung
wünschen und die an den Seitenwänden vorgestellten breiten Stäbe,