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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 2)

 
Spitzen- und Pcrträtausstellung in Wien. „Alenconü Näharbeit, etwa 2. Viertel des XVllIJahrhundertes. 
I", d. n. Gr. (Kam-Nr. 3:8) 
Gestalten entsprechen durchaus dem Empfinden der beginnenden Barocke 
und müssen noch im zweiten Viertel des XVII. Jahrhundertes zum Durch- 
bruche und um die Mitte des Jahrhundertes zur entscheidenden Entwicklung 
gelangt sein. 
Jedenfalls ist die Entwicklung der wirklichen Barockspitzen in der Haupt- 
sache noch auf italienischem Boden, und wohl insbesondere in Venedig vor 
sich gegangen, jener Stadt, die noch bis über die Mitte des Jahrhundertes 
hinaus die reichste und üppigste in Europa und die tonangebende in Fragen 
der Mode ist; erst im dritten Viertel des XVlLjahrhundertes geht die Führung 
hierin, wie im gesamten politischen und geistigen Leben, an die Hauptstadt 
Frankreichs über. 
Leider ist es uns nun nicht mehr möglich, die Entwicklung an der Hand 
von Musterbüchern zu verfolgen; sie treten mit dem Anfange des XVII. Jahr- 
hundertes völlig zurück. Es wird dies bei der großartigen Entwicklung, die 
die Spitze gerade in diesem Zeitraume nimmt, zunächst befremdlich erschei- 
nen; aber man wird es begreifen, wenn man bedenkt, wie gegenüber den 
einfacheren, strengeren und, ich möchte sagen, lehrbareren Mustern der 
früheren Zeit jetzt kühne, freie Erfindungen treten, deren genialer Zug sich 
nicht auf kleinen Blättern handlicher Bücher fassen läßt. Auch war die Er- 
findung oder wenigstens die neue Zusammenstellung einzelner Formen jetzt 
viel wichtiger als früher. Gleichwohl gab es gewiß auf Leinwand oder Per- 
gament aufgedruckte Vorlagen und das k. k. Österreichische Museum besitzt 
selbst ein sehr bemerkenswertes Stück dieser Art. 
Die einzelnen Voluten, Rankenteile oder Blumen mochten sich öfters 
wiederholen und wurden bei Nadelarbeiten und bisweilen auch bei Klöppel- 
spitzen sicher schon in Italien einzeln gearbeitet - in Frankreich hören wir 
später von sehr verschiedenen Arten der Arbeiterinnen, von denen die einen 
nur die Blumen, die anderen die Verbindungen, andere die Reliefs u. s. W. 
machten)" -, in der Zusammensetzung suchte man aber möglichst frei zu 
sein. Das Relief, das eine wichtige Rolle spielt, wird oft durch Einlegen von 
Roßhaaren erzeugt; die Verbindungen zwischen den Hauptformen werden 
"' Vergleiche „Entwicklungsgeschichte der Spitze", Seite 10x.
	        
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