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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 2)

VEREIN ZUR lrIEBUNG DER SPITZEN- 
INDUSTRIE IN OSTERREICH 50' 
NTER dem Vorsitze Ihrer kaiserl. u. königl. 
Hoheit der durchl. Frau Erzherzogin Maria 
Theresia fand am 4. d. M., nachmittags 4 Uhr 
im F estsaale des Österreichischen Museums die 
konstituierende Generalversammlung des Ver- 
eines zur Hebung der Spitzenindustrie in Öster- 
reich statt. Die Frau Erzherzogin war in 
Begleitung des Obersthofmeisters Grafen Cav- 
riani und der Hofdame Baronin Malliard er- 
schienen. Ausserdem waren anwesend: Unter- 
richtsminister Dr. v. I-Iartel mit dem Sektionschef Dr. Ritter v. Stadler und 
dem Ministerialrat Dr. A. Müller, Handelsminister Freiherr v. Call mit 
dem Ministerialsekretär Dr. Krenn; ferner Markgraf Sandor Pallavicini, Graf 
Hans Wilczek, Sektionschef Dr. Wilhelm Exner, die Sektionsräte v. Fries 
und Poppoviö, kaiserlicher Rat Kitschelt als Vertreter der Wiener Handels- 
kammer, Landtagsabgeordneter Sobitschka, Vizedirektor Regierungsrat 
Dr. Eduard Leisching, die Kustoden Josef Folnesics, Regierungsrat Franz 
Ritter und Dr. Moriz Dreger, Kustosadjunkt Dr. Aug. Schestag, Fürstin 
Adam Lubomirska, Prinzessin Klementine Metternich, Gräfin Margarete 
Lanckoronska, Markgräfin Crescence Pallavicini, Elisabeth Gräfin Kinsky, 
die Grälinnen Lützow, Sizzo-Noris, Gräfin Stadion-Lobkowitz, Gräfin Misa 
Wydenbruck-Esterhäzy, Mathilde Zedtwitz, Frau Angela Miller zu Aichholz, 
 
Nach diesem allerhöchsten Auftrag hat die gehorsamste Fabrik-Direkzion unterthänigst zuzuführen, daß, 
l mß solang die Fabrik auf Rechnung des Allerhöchsten Hofes geführet wird, im allgemeinen alles 
erzeugte Porzelain am Boden mit einem Anfangs eingedruckten, nachher mit dem aus blauer Farbe gemachten 
österreichischen Herzschild g bezeichnet worden ist. 
240 Sind nur außerordentlich selten einige besondere Stücke ohne diesen Zeichen verlangt und gemacht 
worden, als zum Beispiel sind durch ungefähr z Jahren dem in Wien ansäßigen Schminkfabrikanten Perin 
verfertigten Schminkdögerle auf sein besonderes Verlangen ohne Zeichen gemacht worden, seit 1796 aber 
werden sie ebenfalls nach seinen Willen alle mit dem angeführten Fabrikszeichen bemerket. 
Außer diesen und einigen Muster Tiirkenbecherle, so die Besteller ausdrücklich ungezeichnet verlangten 
(auch bei der Meissener Fabrik wurden diese türkischen Kaffeeschalen ohne Marken bestellt) sind in 3c Jahren 
nicht ao Stücke ohne Fahrikszeichen aus der Fabrik gekommen, auch hat sie nie nach dem Beispiel 
so vieler auswärtigen Fabriken das Zeichen einer anderen Fabrik auf ihre Erzeugnisse gesetzt dahero 
350 jenes Porcelain, so die Land Krämer in Böhmen ohne selben oder mit einem anderen zum Verkauf 
tragen, um so weniger ein hiesiges Manufact seyn kann, als solange die Fabrik ararialisch besteht, kein einziges 
zur kurrenten Waare, als womit diese Leute handeln, gehöriges Stück ungezeichnet verkaufet wurde. 
Linz am zz. Jänner r798. Sorgenthall m. p. 
Aus diesem klar und deutlich abgefassten Bericht ergibt sich, dass Hofrat Freiherr von Sorgenthal, oder 
wie er sich schreibt, Sorgenthall, von den oben reproduzierten Marken nichts wusste, sie nicht kannte. Sie 
scheinen nur ganz kurze Zeit in Gebrauch gewesen zu sein. Rechnen wir die von Sorgenthal angegebenen 
30 Jahre zurück, so kommen wir auf r768. Also höchstens zwischen 1752 und 1768 können die F. A. C.- 
Marken in Gebrauch gewesen sein. Da dieser Bericht von Linz datiert ist, wo Sorgenthal gleichzeitig die 
Direktion der k. k. Wollenzeugfabrik zu führen hatte, so standen Sorgenthal dort auch keine Akten der Porzellan- 
fabrik zur Verfügung. Der Bericht mahnt auch zur grössten Vorsicht gegenüber angeblichen Wiener Porzellan- 
stiicken ohne Marken vom Jahre 176a ab. Aus der Instruktion vom r3. September r74g aber ergibt sich, dass 
der eingepresste Bindenschild wohl nur von 1744 bis r74g und von 1827 bis zur Aufhebung der Fabrik im 
Gebrauche war.
	        
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