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Gut passt sich dem de Feure-Interieur, das als eingebaute zierliche Koje in
grauem Wandton mit schwarz-weiss nuanciertem Schwanenfries und einem jener
Parisienne-Fenster ausgestattet ist, die Plastik Leonards, des Schöpfers der gracilen
Schärpentänzerinnen von Sevres an. Man sieht
von ihm ein neues Werk, eine Tänzerin in
bewegteren Maassen; das Antlitz und der
in der Sandale steckende nackte Fuss aus
bleichem kühlem Elfenbein, das faltig fliessen-
de Gewand aus vergoldeter und versilberter
Bronze.
Und in den Vitrinen sieht man den phan-
tastischen Schmuck Boutet de Monvels, der
gern grossgeschnittene Perlmutterschalen
rahmt, mit Filigran überspinnt und sie zu
Bandgeschmeide aufreiht.
III i
A:
Neue Erwerbungen hat wie alljährlich
das Kunstgewerbemuseum ausgestellt.
Interessante Holzarbeiten sind das
Tabernakel aus einer Tiroler Kapelle (XVIII.
Jahrhundert), der reich geschnitzte und be-
malte Muschelschlitten, die schön geschnitzte
und vergoldete italienische Truhe und die
altenglische Henne als Türpilaster. Viel neue
Keramik sieht man: grosse Majolikaschüsseln,
darunter eine mit dem seltenen Dekor „Bianco
sopra bianco", Porzellan des XVIII. Jahr-
hunderts mit den Marken Meissen, Höchst, Anhenker, deutsch, xvx. Jahrhundert (im Besitze
Berlin, dabei ein für den Zeitgeschmack sehr "o" Charles 1' wenheim", Lande")
charakteristisches Gellert-Monument. -
Die moderne Schmuckabteilung ward vermehrt durch ein Halsband von Lalique, aus
der letzten Ausstellung erworben, grossgliedrig aus Pfianzenmotiven in Email und Steinen
farbig behandelt; ferner durch eine Halskette von Ernst Moriz Geyger, deren Anhänger ein
mit japanischer Subtilität behandelter Storch ist.
Die kleine Separatausstellung enthält ausserdem noch galvanische Nachbildungen
antiker Metallgeräte aus fürstlichem und kirchlichem Besitz. Felix Poppenberg
EIN CINQÜECENTO-JUWEL. Das hier reproduzierte Prachtgehänge ward
vor einigen Wochen in Christies Auktionslokale von Herrn Charles J. Wertheimer
zu dem erstaunlichen Preise von x 56.000 Kronen erworben! Es ist aus emailliertem Gold,
mit Diamanten besetzt, und ist aller Wahrscheinlichkeit nach von deutscher Arbeit aus
den letzten Jahren des XVI. Jahrhunderts. Es stellt das von zwei Ruderern bemannte
Boot der Kleopatra vor. Zu beiden Enden des Bootes sitzen zwei Musikanten in dem
Kostüm der Zeit, aus welcher das Schmuckstück stammt. In der Mitte, unter einem
Bogen aus kostbaren Steinen und auf einer Platform mit einem grünen Papagei zur Seite,
stehen Antonius und Kleopatra. Um den Kiel des Bootes sind stilisierte Wellen und rück-
wärts ist eine Komposition charakteristisch deutschen Bandwerkes. Das ganze Schmuck-
stück ist polychrom, rnit undurchsichtigem und durchsichtigem Email verziert und mit
viereckigen Diamanten und mit Perlen besetzt. Eine verhältnismässig späte Zutat ist die
Broschenadel. Das Juwel ward von Königin Anna für politische Dienste dem Sir George
Allardine, Ritter, Parlamentsmitglied für Kintore und „Master of the Mint" gegeben. Er