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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 2)

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Gut passt sich dem de Feure-Interieur, das als eingebaute zierliche Koje in 
grauem Wandton mit schwarz-weiss nuanciertem Schwanenfries und einem jener 
Parisienne-Fenster ausgestattet ist, die Plastik Leonards, des Schöpfers der gracilen 
Schärpentänzerinnen von Sevres an. Man sieht 
von ihm ein neues Werk, eine Tänzerin in 
bewegteren Maassen; das Antlitz und der 
in der Sandale steckende nackte Fuss aus 
bleichem kühlem Elfenbein, das faltig fliessen- 
de Gewand aus vergoldeter und versilberter 
Bronze. 
Und in den Vitrinen sieht man den phan- 
tastischen Schmuck Boutet de Monvels, der 
gern grossgeschnittene Perlmutterschalen 
rahmt, mit Filigran überspinnt und sie zu 
Bandgeschmeide aufreiht. 
III i 
A: 
Neue Erwerbungen hat wie alljährlich 
das Kunstgewerbemuseum ausgestellt. 
Interessante Holzarbeiten sind das 
Tabernakel aus einer Tiroler Kapelle (XVIII. 
Jahrhundert), der reich geschnitzte und be- 
malte Muschelschlitten, die schön geschnitzte 
und vergoldete italienische Truhe und die 
altenglische Henne als Türpilaster. Viel neue 
Keramik sieht man: grosse Majolikaschüsseln, 
darunter eine mit dem seltenen Dekor „Bianco 
sopra bianco", Porzellan des XVIII. Jahr- 
hunderts mit den Marken Meissen, Höchst, Anhenker, deutsch, xvx. Jahrhundert (im Besitze 
Berlin, dabei ein für den Zeitgeschmack sehr "o" Charles 1' wenheim", Lande") 
charakteristisches Gellert-Monument. - 
Die moderne Schmuckabteilung ward vermehrt durch ein Halsband von Lalique, aus 
der letzten Ausstellung erworben, grossgliedrig aus Pfianzenmotiven in Email und Steinen 
farbig behandelt; ferner durch eine Halskette von Ernst Moriz Geyger, deren Anhänger ein 
mit japanischer Subtilität behandelter Storch ist. 
Die kleine Separatausstellung enthält ausserdem noch galvanische Nachbildungen 
antiker Metallgeräte aus fürstlichem und kirchlichem Besitz. Felix Poppenberg 
 
EIN CINQÜECENTO-JUWEL. Das hier reproduzierte Prachtgehänge ward 
vor einigen Wochen in Christies Auktionslokale von Herrn Charles J. Wertheimer 
zu dem erstaunlichen Preise von x 56.000 Kronen erworben! Es ist aus emailliertem Gold, 
mit Diamanten besetzt, und ist aller Wahrscheinlichkeit nach von deutscher Arbeit aus 
den letzten Jahren des XVI. Jahrhunderts. Es stellt das von zwei Ruderern bemannte 
Boot der Kleopatra vor. Zu beiden Enden des Bootes sitzen zwei Musikanten in dem 
Kostüm der Zeit, aus welcher das Schmuckstück stammt. In der Mitte, unter einem 
Bogen aus kostbaren Steinen und auf einer Platform mit einem grünen Papagei zur Seite, 
stehen Antonius und Kleopatra. Um den Kiel des Bootes sind stilisierte Wellen und rück- 
wärts ist eine Komposition charakteristisch deutschen Bandwerkes. Das ganze Schmuck- 
stück ist polychrom, rnit undurchsichtigem und durchsichtigem Email verziert und mit 
viereckigen Diamanten und mit Perlen besetzt. Eine verhältnismässig späte Zutat ist die 
Broschenadel. Das Juwel ward von Königin Anna für politische Dienste dem Sir George 
Allardine, Ritter, Parlamentsmitglied für Kintore und „Master of the Mint" gegeben. Er
	        
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