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erzielen. Der besonders in den Augen und dem halbgeöffneten Munde
liegende Ausdruck der Erschlaffung und besonders die satyresken
Ohren verbieten die Deutung auf Dionysos und weisen auf eine
Gestalt des bacchischen Kreises — etwa auf einen idealisirten Silen.
Augen, Lippen, Stirnbinde und die Bändchen des Kranzes waren
versilbert. Dieses prächtige, ebensosehr durch den künstlerischen
Entwurf wie durch die technische Meisterschaft hervorragende Stück
zierte wohl den Henkelansatz eines grossen Prunkgefässes. Vgl.
darüber und über Analoga die Publication R. v. Schneidens in den
Mitth. der Central-Commission, N. F. XI (1885), S. 85 ff mit Tafel.
H. 0-212, Br. 0-157. Aus Cilli. Localmuseum in Cilli.
412. Weibliche Figur auf einem Throne, dessen Vorderbeine von
Pinienzapfen bekrönt sind, während über den Blattcapitälen der
höheren Hinterbeine sich eine bogenförmige Nische erhebt. Die
Figur ist bekleidet mit einem langen Aermelrock aus geripptem
Stoffe; die Säume mit Schnüren besetzt, ebenso die Ränder zweier
Schlitze, aus denen die Knie hervortreten. Vom Untergewande
kommt nur über den mit Schuhen bekleideten Füssen ein kleines
Stück zum Vorschein. Auf dem Haupte eine Krone mit sechs
Zacken. Die Hände halten auf dem Schosse eine Art Fruchtgehänge.
Das Ganze auf einem abgerundeten Hohlkörper, der die Verkleidung
eines vorspringenden Zapfens gebildet haben muss. Gewand und
Stil weisen auf spätrömisch-byzantinische Zeit. Eine befriedigende
Erklärung dieser Darstellung steht noch aus. H. 0*117. Sockel
H. 0-058, Br. 0-085. Aus Cilli. Joanneum in Gra
Abgeb. Mitth. d. histor. Vereines für Steiermark, 1862. Taf. I u. Seidl-Kenner,
Beitr. zu einer Fund-Chronik VIII, S. 43 ff.
413. Juppiter Heliopolitanus. Den Leib bedeckt oben ein römischer
Panzer, unterwärts eine Art Sack, auf dem in netzförmigen
Quadraten Bilder der Sonne, des Mondes und der Sterne angebracht
sind; zwischen dem Vorder- und Rückentheile lange verticale Blitze.
Auf dem Haupt ein aus Palmenwedeln gebildeter Kalathos; einen
solchen Wedel hielt wahrscheinlich auch die vorgestreckte Linke,
während die abgebrochene Rechte in Kopfhöhe vielleicht ein
Aehrenbüschel schwang. Vgl. über ähnliche Darstellungen: Stud-
niczka, Archaeol.-epigraph. Mitth. VIII (1884), S. 61 f. H. 0'14.
Joanneum in Gra
414. Geräthe-Fuss: Ueber einem sechsseitigen niederen Sockel eine
Thierkralle, die nach oben in vier Blätter übergeht. Aus diesen
wächst der Leib eines jugendlichen Satyrs heraus; er ist nackt, ithy-
phallisch, spitzohrig, und hielt zwischen der erhobenen Linken und
der dem Hinterkopf genäherten Rechten wahrscheinlich ein Frucht
gewinde. Eine auf dem vierten Kelchblatte aufstehende fünfseitige
Dülle diente blos zur Aufnahme des eigentlichen Geräthe-Fusses.
H. 0"125. Joanneum in Graz.
415. Fortuna, in Aermelchiton und Mantel, im gewellten Haar eine
Stephane, der linke wagrecht vorgestreckte Unterarm hält ein
kleines Füllhorn an die Schulter, die gesenkte Rechte hielt das
Steuer; die Augen waren eingesetzt. H. 0'13. Gefunden in Wels
1873 beim Abgraben eines Dammes. Herr Fr. Trau.
Beschr. Archaeolog.-epigraph. Mitth. II (1878), S. 158, Nr. 47.
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