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der Industrie und des Handels, die den Markt mit Erzeugnissen über-
schwemmen, für welche ein Zweck erst gefunden werden muss und deren
Formen zumeist unabhängig von einer dem Material am besten entsprechen-
den Technik entstanden sind.
Der Volkskunst selbst, die im Erlöschen ist, wird dadurch natürlich
nicht aufgeholfen werden. Der zerstörende Einfluss der Maschinenindustrie,
der veränderten sozialen Bedingungen ist nicht aufzuhalten. Aber der
Kulturrnensch, der bewusst künstlerisch schaffen will, wird vor allem immer
wieder sein Gefühl für die gesunden Prinzipien an solchen guten Beispielen
kräftigen können, dem kunstbedürftigen und kunstliebenden Teile der Be-
völkerung wird durch die Einheitlichkeit der Vorführung immer wieder von
neuem gezeigt, wie Kunst und Leben in untrennbarem Zusammenhange stehen.
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RST in jüngster Zeit sind spärliche Ansätze ge-
macht worden, die Porzellanplastik des XVIII.
jahrhunderts wissenschaftlich zu bearbeiten.
Man hat aus der grossen Masse der erhaltenen
Figuren einzelne Gruppen herauszuschälen
begonnen und dieselben bestimmten Künstlern
zugeteilt. Die folgende Untersuchung will ein
kleines Scherflein zur Aufklärung dieser reiz-
vollen Kunst beitragen, indem versucht werden
soll, die ursprüngliche Bestimmung der meisten
Porzellanfiguren festzustellen, um daraus Finger-
zeige für ihre äussere Formgebung und gegenständliche Bedeutung zu
gewinnen.
Durch die verdienstliche Arbeit Sponsels (Kabinettstücke der Meissener
Porzellanmanufaktur von j. ]. Kändler, Leipzig 1900) wissen wir, dass
Kändler, der eigentliche Schöpfer der Plastik Meissens und damit auch der
übrigen Porzellanmanufakturen, in den ersten Jahren seiner Tätigkeit bei
der Fabrik an den grossen Arbeiten für das japanische Palais, zumeist
Tieren, beschäftigt war. An diese Werke schliessen sich dann die
zahlreichen Aufträge des Grafen Brühl, zunächst das sogenannte
Schwanenservice mit seinem reichen plastischen Schmuck. Die wichtigste
Quelle für seine weiteren plastischen Arbeiten bietet sodann das bei
Berling (Das Meissener Porzellan und seine Geschichte) abgedruckte
Inventar der Konditorei des Grafen Brühl von 1753, das eine fast völlige
Aufzählung aller in Meissen hergestellten und zum Teile noch erhaltenen
Figuren enthält, jedenfalls sind alle wichtigeren Typen vertreten vom König
bis zum Handwerker, allegorische und mythologische Gestalten, Völker-