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Architekturen aus Porzellan in der Höhe von
vier und fünf Fuss aufgebaut.
Auch die Skulpturen von Sevres waren
zunächst für den Tafelschmuck (surtouts de
table) bestimmt. So schenkte, um nur einige
wenige Beispiele anzufuhrenf" Josef II. dem
Grafen von Falkenstein ein Service in Grün
und Gold, mit Blumen bemalt, nebst einer
grossen Anzahl dazugehöriger Skulpturen,
darunter die Gruppen: le couronnement de
la beaute, la Roziere de Salancy, la fete des
bonnes gens u.s.w. und im Jahre 1808 machte
Napoleon dem Kaiser von Russland ein
egyptisches Service zum Geschenk, dessen
Aufsatz egyptische Tempel, Obelisken und
anderes darstellte. Es kostete 44.600
Franks.
Die Sitte, die Tafel mit figürlichem
Schmuck in Verbindung mit Landschaft und
Architektur auszustatten, erscheint schon im
15. Jahrhundert und zwar am burgundischen .
I-Iofe. Bei den Festlichkeiten, die Philipp der „schiiduu mit dgm wappm du Grafen
Gute 1453 zu Lille veranstaltete und ebenso Bmhäersäifzoxzalfzaäzfsljlgxkgä d"
bei der Hochzeit Karls des Kuhnen mit
Margarete von York waren auf der Tafel
Schaugerichte inForm von Schlössern, Fontänen und anderem nebst Menschen
und Tieren aufgestellt." Seit der Mitte
des 16. Jahrhunderts scheint dieser
Brauch weitere Verbreitung gefunden
zu haben und sodann bei keinem
grösseren Feste zu fehlen. So wurden
zum Beispiel bei der Vermählung des
Herzogs Wilhelm von Bayern mit
Renata von Lothringen zu München
i568 20 „Gschawessen" „von Wachs
vnd essender Speiss" aufgetragen,
darunter sowohl religiöse wie mytho-
Teil einer Balusirade, Wien, Mine XVIII. jahr- logische Darstellungenfvkt Eine Ab_
hundert (Sammlung der liönigl. Porzellanmanufaktur _ _
3mm) bildung eines solchen „Banckets
' Weiteres siehe bei Havard, Dictionnaire de Parneublement etc. unter milieu de table und surtoux und
bei Ujfalvy-Bourdon, Les biscuits de porcelaine, Paris 1893.
"F Vgl. Alwin Schulz, Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. Wien xßgz, S. 462 u. E.
"ü" Vgl. den Bericht Wagners über das Fest, München bei Adam Berg, 1568; voller Titel im Katalog der
Omamentstichsammlung des Kunstgewerbemuseums zu Berlin, Nr. 2087. Auch im folgenden wird der Kürze
halber nur die Nummer des Kataloges zitiert werden.