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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 3 und 4)

zu] 
mentalen Fries zu krönen wären. 
Da jedoch das Publikum, und 
daher der Fabrikant, auf Mustern 
besteht, bemüht sich Napper zum 
mindesten diese Muster so unauf- 
fällig als möglich zu halten, laute 
Töne und schreiende Muster zu 
vermeiden und seinen Entwurf so 
zu gestalten, dass er so wenig als 
möglich stört. Er zieht es vor, seine 
Blumen so viereckig als möglich 
zu stilisieren, und wählt deshalb 
als Motive, auf welchen er seine 
originellen Pflanzenmuster auf- 
baut, mit Vorliebe die Tulpe, die 
Distel und die Brombeere. Aber 
nur als Grundlage, denn die schön 
stilisierten Blumen und Pflanzen 
auf seinen Tapeten und auf vielen 
seiner Stoffe sind doch grundver- 
schieden von allem, was in der 
Natur zu finden ist, und verdanken 
den oben erwähnten Grundformen 
nur ihre Anregung. 
Diese viereckige Tendenz hat wieder ihre ästhetische Begründung. Ist 
doch die Wand aus viereckigen Steinblöcken oder Bauziegeln aufgebaut 
und ist es doch dem modernen Sinne entsprechend, die Konstruktion in der 
Dekoration nicht zu verbergen, sondern so stark als möglich hervorzuheben! 
Aus derselben Ursache zieht er es vor, die Senkrechte zu akzentuieren, im 
Gegensatze zu Textilentwürfen, wo sie schlecht angebracht wäre. Wo 
sich bei der Zeichnung eine diagonale Tendenz ergibt, was manchmal ganz 
zufällig vorkommt, ist die Diagonale gleichwertig nach beiden Richtungen. 
Darin unterscheidet sich Napper von William Morris, dem Vater 
der modernen Dekorationskunst, der bei aller Pracht und Phantasie seiner 
Ornamentik häufig in diesen Fehler verfällt und dessen Tapeten daher im 
Wohnraum manchmal geradezu unangenehm wirken, obgleich sie in kleinen 
Stücken sehr effektvoll sind. 
Ein anderer moderner Meister, Walter Crane, ist in die Manier verfallen, 
in seinen Tapeten als Erzähler aufzutreten. In einigen seiner Wandpapiere 
wimmelt es förmlich von Figuren, tanzenden Mädchen, Jägern und Hunden 
und Hirschen, bekannten Märchenfiguren aus der Kinderstube, Pfauen und 
anderem Federvieh. Das ist wohl amüsant und originell, aber in einem derart 
verkleideten Zimmer lässt sich nicht leben! Auch diesen Fehler vermeidet 
Napper. Höchstens dass er bei einem Fries einen langen Zug regelmässiger, 
 
Harry Napper. „Tulpenß Stoß (Alex Morton 64 Ko.)
	        
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