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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 3 und 4)

äussern. Ein Zimmer voll Bilder 
und Bildchen von Kuno Amiet 
(Oschwand, Schweiz) zeigte 
wieder eine andere Phantasie, 
von grosser Beweglichkeit und 
nicht ohne Eigentümlichkeit. 
Immer ist es eine gegenseitige 
Durchdringung von Wirklichem 
und Unwirklichem. Abgebildetes 
und Eingebildetes in seltsamem 
Verein. Es ist das romantische 
Wesen von heute, mit einem 
Einschlag von Märchentum und 
von Nerven. Auch bei E. R. 
Weiss tritt das Märchen sicht- 
bar in die Natur herein. Der 
Dichter Dauthendey, der unter 
feurigem Abendhimmel wie ein 
Schattenbild einherschreitet und 
dichtet. Die im Blau schwim- 
mende. „Liebesinsel", die aus 
Blumen und Nacktheit besteht. 
„Das Haus", vor dessen grün-in- 
grüner Heimlichkeit eine lebens- 
grosse blanke Weiblichkeit, 
hoffentlich aus der vierten Di- 
mension, Friedenswacht hält. 
Dazu wieder nervös flammende 
Landschaften, wie sie Van Gogh 
hat, und mächtig in Farbe ge- 
setzte Blumen, wie sie Cezanne 
Harry Napper, „KardendisteP, Seidenstoß" ggmalt, Man merkt die Einflüsse, 
, die Eigenart ist hier mehr ge- 
wollt als tatsächlich. 
KLEINE AUSSTELLUNGEN. In der Galerie Miethke hatte man Gelegenheit, 
das plastische Werk Elsa von Kalmars zu überblicken. Sie ist die Tochter eines 
österreichischen Vizeadmirals und hat sich hauptsächlich in Florenz gebildet, nachdem 
sie vorher in München-Dachau Landschaft getrieben. Man schätzt sie bereits von vielen 
Ausstellungen her als ein echt bildnerisches Talent von stark modernem Zug. Die strenge 
Quattrocento-Schule von Florenz sieht man so manchem ihrer Werke an. Knappe Form 
und energischer Ausdruck in Büsten; ein grosses Sandsteinrelief „Mutter undKind", in 
dem eine frühe Madonna sich modernisiert und popularisiert. Fast immer ist die Form in 
irgendeiner besonderen Weise angesehen, die auch technisch zu besonderem Gestalten 
führt. Es findet sich etwa ein geometrisches und zugleich brettartig Hächiges Wesen ein, 
das den Stil der Linie und Fläche pflegt. Man kannte ja ihre „istrische Landschaft", in der 
die Gebirgslinien des Landes in die Umrisse zweier ruhender Aktüguren umgedeutet sind; 
gewiss eine echt skulpturale Phantasie. Auch ihre anatomischen Ergründungsstudien, wie 
der marmorne Halbakt eines Mädchens, den man kürzlich im Hagenbund sah, sind sehr 
bemerkenswert. Man sieht ihnen die Freude des eigenhändigen Wühlens im Material an; 
sie meisselt den Marmor selbst. Ihre Anatomie ist überhaupt vortrefflich, selbst in kleineren, 
meist humoristischen Bronzen, wo sie sich mit der Wirklichkeit Freiheiten erlaubt. In den
	        
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