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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 3 und 4)

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die nach dem Vorbild ostasiatischer 
Porzellane Augusts des Starken ent- 
standen, der Herold'schen Chinoise- 
rien, die die Welt des fernen Ostens 
in possierlicher, verniedlichender 
Puppenstubenperspektive spiegeln, 
bis zu der zierlichen Kleinplastik und 
der echten Rokokograzie johann 
Joachim Kändlers. 
Von den Berliner Kollektionen 
sind bemerkenswert die Geschirre. 
Vorzüglich ist bei Schalen, Tellern 
und Fruchtkörben der Randdurch- 
bruch behandelt. Dies beliebte Motiv 
tritt bald gitterartig, bald als Flecht- 
werk auf und ist meistens weiss 
gehalten. Lebendiger Formensinn 
herrscht in Tassen und Kannen. Wie 
aus den Tassen die Henkel oft gegabelt 
und geflochten herauswachsen, wie 
sich an die Leibung der Kannen die 
Ausgussmündung ansetzt und sich 
verjüngend aufstrebt, das zeigt orga- 
nisches Gefühl. In der Kleinplastik ist 
das Einzelne von nicht zu grosser 
Bedeutung. Frappant und voll ener- 
gischer Charakteristik aber ist die 
grosse „Alte FritzenWStatue, die nach 
Schadow'schem Modell in weiss- 
glasiertem Porzellan hergestelltwurde. 
Die kräftige Modellierung, das bewegte 
Licht- und Schattenspiel über die 
mattglänzende Fläche lehrt, wie 
mannigfaltig die Ausdrucksmöglich- 
keiten dieses Materials sind und dass 
Porzellan nicht nur der Stoff für 
die Poesie fugitive der Anakreontik 
ist. Diese Statue hat zugleich das 
Momentane des festgehaltenen Augenblickes und den wuchtigen sicheren Griff der 
Quattrocentoplastik in glasiertem Ton. Die Glasurbehandlung, die ein so reiches, 
intensives Flächenspiel ermöglicht, trägt natürlich dazu sehr 
viel bei; in stumpfem Biscuit wäre dies Königsmonument wohl 
unmöglich. 
Proben der Berliner Kleinskulptur gibt das grosse Huldigungs- o1 
Ausstattungsstück des Katharina-Tafelaufsatzes. Friedrich der 
Grosse machte ihn der russischen Kaiserin x772 zum Geschenk. 
Das jetzt ausgestellte Exemplar ist ein Neuguss nach den alten 
Fonnen der Manufaktur und daher auch unbemalt, während das 
Personal des Originals farbig die weisse Kaiserin umgab. 
Solche Porzellan-Szenerien und -Gruppen vermitteln charak- 
teristisch die Stilwelten. und Vorstellungen des XYIII. Jahr- spämnih Ohrringe 
hunderts. Überwiegend ist der emblematisch-allegorische Zug, (Hofxnuseurn in Wien) 
Harry Napper, Entwurf für einen Zinnbecher
	        
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