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geschrittene Skizze gesehen, nicht sehr gross, aber in dieser Skizze waren
alle Qualitäten des Künstlers, von dem ich den Lesern eine Idee zu geben
versuchte, in der vorteilhaftesten Weise vereinigt und mit dem höchsten
künstlerischen Empfinden ausgedrückt. In ihr waren zahlreiche Schattie-
rungen von nur zwei Farben, gelb und grün, zu einem harmonischen
Ganzen verbunden. Ich hoffe, dass dieses Gemälde bald in dem köstlichen
Bau der Societe nationale des Beaux-Arts ausgestellt werden wird.
ALTWIENER PORZELLAN VON 1718x1744
UND DIE ALTWIENER PORZELLANPLASTIK
AUF DER AUSSTELLUNG IM K. K. OSTER-
REICHISCHEN MUSEUM SCP VON DR. ED-
MUND WILHELM BRAUN-TROPPAU 30'
langer Mühe ritzte am 3. Mai 171g freudig
aufatmend der Modelleur jener Schokolade-
einsatztasse des Hamburger Museums (Wiener
Ausstellung, Katalog Nr. 165) in sein Werk
bevor es in den ersten Brand kam, die In-
schrift: „Gott allein die Ehr' und sonst Keinem
mehr". Es war Wohl das erste gelungene Stück
der neuen Wiener Porzellanfabrik und man
pflegte gerne derartige Objekte besonders zu
zeichnen. So besitzt das Berliner Kunstge-
werbemuseum einen Schokoladebecher, eben-
falls ein Probestück, mit japanisierender Malerei, der aber wohl Meissener
Ursprungs ist und das Datum 20. August 1719 trägt. Es ist hier nicht
der Platz, die schwere Zeit der ersten Jahre in der Wiener Manufaktur zu
schildern, bis es Du Pacquier, dem Besitzer, endlich gelang, eine ent-
sprechende Masse und Glasur zu erreichen. Es scheint aber, als seien seit
Beginn des Jahres 1721 technisch und künstlerisch die Krisen überwunden
gewesen. Dafür spricht eine Fünftingervase, wie man sie wohl nennt, ein
fächerförmiges Blumengefäss mit fünf Röhren und geschwungenen Kamel-
kopfhenkeln, offenbar die Nachahmung eines derartigen Delfter Vorbildes, wie
sie zum Beispiel gegen Ende des XVII. Jahrhunderts Louys Fictoor erzeugte.
Der Bauch der Vase trägt einerseits eine gekrönte Ligatur, andrerseits ein
Wappen. Einfacher japanisierender Ranken- und Blütendekor in Blau unter
der Glasur und Manganfarbe schmückt die fünf Ausläufer für die Blumen
und auf dem Boden steht in Mangan die Inschrift: Vienne 12. July 1721. Es
ist dies Nr. 136 des Catalogue of a Collection of Continental Porcelain des
Sir A. W. Franks im Bethnal Green Museum, nur hatte Franks falsch
gelesen und schreibt in seinem Kataloge 1771. Dr. Pazaurek in Reichenberg