geradeso wie in Nym-
phenburg. Man wusste
ganz genau, welchen
Reiz die warme, glän-
zende, glatte Oberfläche
und die stets wech-
selnde Silhouette einer
unbemalten Figur be-
sitzt. Der Zwettler Tafel-
aufsatz ist ein klassi-
sches Beispiel dafür.
Wenn man in der ersten
Zeit der kaiserlichen
Fabrik bemalte, so ge-
schah dies entweder in
ganz spärlicher Weise,
bei den nackten Figuren
durch zarte Tönung des
Fleisches an den er" Tabakhüchse mit Löwenkopfgrißen, bunten Vögeln und Blumen, zwei
habenen Stellen, be- Hunden als Deckelgriff [?] (Katalog Nr. x45)
kleideten Figuren durch
lichte Tönung und Streublumendekor, oder aber man bemalte total in
starken Farben und grossen Flächen. Allmählich aber emanzipierte man
sich vom Meissener Einfluss und schuf sich seine eigene „Staffierung", wie
man damals sagte, im engsten Anschluss an das Zeitkostüm. Die Cris
de Vienne geben uns den besten Begriff von dieser Stafi-ierung, die gerne
die Kostüme licht mangan violett mit viel gelb bemalte, oft mit dunkleren
Streublumen derselben Farbe bedeckt; dazu kommen, besonders am Mieder
in den Einfassungen und Verschniirungen, zarte kokette Goldverzierungen.
Auch die Sockelbildung und Bemalung wird im Laufe der Entwicklung
selbständig, sie ist zumeist sehr einfach und von zirka 1760 an mit einem
graziösen umgehenden Goldomament geschmückt.
Im Jahre 1767 kam Beyer nach Wien. Zwischen seiner Tätigkeit in der
Ludwigsburger Porzellanmanufaktur, in der er die reizenden Tänzerfiguren
und anderes modelliert hatte, und seiner Ankunft in Wien lag sein italienischer
Aufenthalt und Winkelmanns grosser Einfluss. Seit 1767 beginnt in Wien
der systematisch wachsende klassizistische Einfluss, das heisst für Porzellan
der Einfluss von Sevres. Man liess Biskuitgruppen und -figuren aus Sevres
als Vorbilder kommen und kopierte sie zum Teile direkt. So ist zum Beispiel
die bekannte, in Wien öfters ausgeformte, schöne Gruppe der drei Bacchan-
tinnen mit dem Bacchusknaben direkt kopiert nach dem französischen Original,
das der ältere Brachard nach Boucher modelliert hat. Zuerst finden wir es
in Wien glasiert (Österreichisches Museum) aber unbemalt, dann bemalt
im Wiener Dekor (Nr. 488) und endlich ohne Glasur in der kalten, strengen