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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 5)

und monumental. Ich bezweifle, 
ob der Gesamteindruck je wieder 
so grossartig und überwältigend 
schön sein wird, wenn dieWände 
mit Marmor und Mosaik ver- 
kleidet sind, als damals, wo nichts 
zu sehen war als jene Massen 
von Ziegeln und Mörtel und 
Zement. 
„Alle bildende Kunst besteht 
in der Manipulation eines Stoffes, 
in der mehr oder weniger genauen 
Verfolgung der Naturerschei- 
nung, je nach dem geringeren 
oder grösseren Grade des dem 
Stoffe innewohnenden unabhän- 
gigen Charakters. Gerade in der 
Ausserachtlassung dieses Faktors 
des Stoffes in der Kunst liegt es, 
dass die Philosophen so weit 
vom richtigen Wege abirren, 
wenn sie sich mit dem Kapitel 
der Aesthetik befassen. Sie 
Unbemalte Figur einer vornehmen Dame Sprechen vom "Sujetu, Sie 
(Katalog m. sss) sprechen von der „Natur", - und 
dabei ist doch stets der Stoff die 
Tastatur der Künste. Die archaistische Statue und die Laokoongruppe sind 
die beiden entgegengesetzten Pole: die eine ist noch zu sehr ein blosser 
Marmorblock und die andere ist zu weit geführt und ist einem Marmorblock 
zu unähnlich. Die äussersten Extreme sind in den Portraits eines Wachs- 
iigurenkabinettes und in den Muschel- und Meergrasarbeiten der Südsee- 
Insulaner zu linden." Dieses Paradox ist dem „Gliedermann" des Kunst- 
blattes „The Studio" in den Mund gelegt. Es ist nur eine Variante des 
Mottos der Art Workers Guild: „To use material aright" (den Stoff richtig 
verwenden). 
In der Architektur - sei es Aussen- oder Innenarchitektur - ist es von 
erster und grösster, ja beinahe von einziger Wichtigkeit, dass man im stande 
sei, den Stoff richtig zu verwenden. Sei dieser Stoff Ziegel, Stein, Holz oder 
Schiefer, Mörtel, HolzverkleidungWebestoff oder Papier, er muss so gewählt, 
plaziert und gehandhabt werden, dass die Behandlung gerade diesem beson- 
deren Stoffe entspricht und keinem andern. Nicht etwa, dass Mörtel so aus- 
sieht, als ob er Stein wäre, oder Papier, als ob es einem Gobelin ähneln wollte. 
Um das Jahr 1850 scheint die Architektur in England auf das Niveau 
tiefster Ebbe gesunken zu sein. Die Aussenwände wurden mit dem 

	        
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