furchigen, mit Lebensrunen durchzogenen Gesichtern alter Menschen. Werenskiölds
Edvard Grieg unter dem blühenden Baum in die Luft lauschend, ist voll musikalischer
Empfängnis. Zorn bringt eine Studie seiner Frau, von sprühender Augenblickswirkung.
Kroyer zeigt Jonas Lie, mit dem säuerlichen Gesicht und dem Pastorenbarett, über
Büchern und Papier.
Vielseitig spiegelt sich die deutsche Porträtkunst. Frappant, voll funkelnden Tempe-
raments steht das Marietta-Bild vom Slevogt da, die spanische Tänzerin in blauiliessendem
Kleide mit gelbem Crepe de Chine-Shawl, umwogt von den Farben und den rauchigen
Wolken einer Cabaretnachtstimmung.
Tini Senders Gesicht voll Drolerie fixiert mit kecken Eindrucksstrichen Louis Corinth.
L. v. König bannt in der Wiedergabe eines jungen Aestheten, der halb auf einem alter-
tümlichen Clavirecembal sitzt, kulturelle Amateurstimmung. Dora l-Iitz hält den Eindruck
der Frau Eleonora von I-Iofmann fest und breitet klassizistisch strenge Weihe, Cameenluft
über die edel in einem griechischen Sessel ruhende Gestalt.
DieLandschaft wird vor allem durch Liebermann und Leistikow vertreten. Liebermann
kommt wieder mit seinem Lieblingsmotiv, den Reitern am Strand, das so viel Möglichkeit
an Bewegungsrhythmus, an Lichterspiel, an heller Ferne und Weite gibt und Leistikow
versinnt und verspinnt sich, voll Trauminnigkeit, in Einsamkeit umwobene Waldinterieurs
und bannt die Seele der Jahreszeiten.
Die Sonnentrunkenheit eines gewaltig verästeten Baumes zwingt Martin Brandenburg
wirksam in die Erscheinung, aber er lähmt die echte Poesie dadurch, dass er die Sonnen-
strahlen allzu deutlich allegorisch als Elfen personiiiziert. Grosstadtphantastik schwingt in
Hans Baluscheks Eisenbahnbild: das mächtige Schienenfeld von Lichtern, Rauch und
Feuerschlangen durchkreuzt, man denkt an das Turner-Motto „Regen, Dampf und
Schnelligkeit." Doch erscheint gegen die Magie dieses grossen Koloristen unser Bild noch
zu körperhaft, zu zeichnerisch, zu topographisch.
Einige Ausländer von besonderer Prägung sind noch zu notieren. Die Franzosen
Cottet und Simons, der eine mit seinem Bretonischen Sonntag, von strotzender Flächen-
wirkung, der andere mit seinen Bretonen in der Messe, voll wuchtiger Holzschnittcharak-
teristik der Gesichter.
Omamentale und Stilisierungskunst fällt unter den Wirklichkeitsschilderem mannigfach
auf. Das stärkste Werk dieser Art ist des Schweizers I-Iodler Rückzug von Marignano, eine
I-lelvetische Freske in monumentalem Rundbogen: bannerüberflatterte Landsknechte in
gepuffter und geschützter Tracht, kühn gruppiert, ein heraldisches Mosaik. Strathmann
stellt sich mit einer Vogelpredigt des heiligen Franziskus ein auf einem buntscheckigen
Blumenteppich voll raffinierter Primitivität. Karl Walsers graziöse Kalligraphie strichelt in
zierlichem Perliiligran einen empfindsamen Fensterausschnitt, mit den Blick auf Tränen-
weiden, und aus der Flucht der Strassenparallelen mit schwanken Laternen in Schnee
gewinnt er eine Vignette. .
Bosch-Reitz, einHolländer, malt denI-lafen von StJves mit dem Wald vonSegelmasten,
in den graugrünen starren Tönen eines Gobelins, er erinnert an die Armada-Wandgehänge
in Hamptoncourt bei London. Nur wenig Plastik ist in den Sälen verstreut. Elegant, mit
momentanem Griff ist die Bronze der sitzenden Dame, volantumwallt, gegriiTen. Bernhard
Hötger, der gleich Desjean und dem Fürsten Troubetzkoi Virtuos der impressionistischen
Plastik ist, stellt sie aus.
Schöngeprägte Plaketten - vor allem die Platte „les lys" - sieht man von Dubais.
Eine Rodin-Vision ist Streichers „]o".
Beredt gestaltet ward der Normännische Fischerkopf von Oppler und voll
polychromer Laune präsentiert sich die Holzbüste, die Max Kruse nach Friedrich Dernburg
modellierte. _
Eine sehr bunte und unruhige Physiognomie zeigt diesmal die „Grosse Ausstellung."
Wie immer geben den ersten Eindruck die gemalten l-Iistorien, Schlachten zu Lande und