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Anbietplatte eines Solimires, kohaltblau mit bunten Watteauszenen und Vergoldung (Katalog Nr. 470)
war vorbei, die Zeit in der ein Martinelli das Palais Liechtenstein, ein
Prandauer Melk, ein Felice d'Allio Klosterneuburg bauten und ihr grosses
Gefolge von Dekorateuren und Stukkatoren an der Ausschmückung
tätig waren. Sie und ihre Genossen sind es, die den Barockdekor in
Österreich so glänzend ausgebildet haben, dass die Barocke ihr Leben hier
fast um zwei Dezennien länger zu fristen vermochte als in den Nachbar-
ländern. Sie sind es, deren Entwürfe auch den Malern und Modelleuren der
Porzellanfabrik zugute kamen. Endlich wurde aber die Barocke auch in
Wien vom Rokoko abgelöst, und auch die Porzellanfabrik musste diesen
Prozess durchmachen.
Dabei ist aber zu bemerken, dass Wien niemals eine Rokokostadt in
eminentem Sinne war. Das architektonische Wien sprang von der Barocke
fast unvermittelt in den Klassizismus Ludwig XVI. Die lange Regierungs-
dauer der Kaiserin Maria Theresia, deren Geschmack massgebender war
als der ihrer Kinder, mag mit daran Schuld gewesen sein. Vor allem aber
war dem Kunstbedürfnisse der Stadt durch die voran gegangene Generation
so reichlich Rechnung getragen, dass kaum Anlässe zum Bauen vorhanden
waren. Zahlreiche Neuschöpfungen, Paläste, Kirchen, Stifte und Schlösser
waren eben fertig geworden und erglänzten in ihrer stolzen barocken Pracht,
eine Ruhepause trat ein, das wenige, das im Stile des Rokoko in Wien und
Umgebung gebaut wurde, war nicht geeignet, das vorangegangene zu