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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 6)

Blau. Ob die zwei grossen 
Kandelaber aus dem kaiser- 
lichen Hofmobiliendepot, die 
im Säulenhofe standen, 
Wiener Fabrikat sind oder 
nicht, lässt sich schwer nach- 
weisen. Was dafür spricht, 
sie Wien zuzuschreiben, ist 
der Umstand, dass echtes 
Wedgwood stets denWedg- 
woodstempel trägt, wäh- 
rend unsere Kandelaber 
trotz genauer Untersuchung 
keinen solchen zeigten, wo- 
gegen ein eingepresstes H, 
das sich vorlindet, ähnlich 
auch auf Wiener Porzellanen 
vorkommt. Eine verfeinerte 
Porzellanmasse, die sich be- 
sonders für Biskuitl-iguren 
eignete, war bereits 1770 an 
derFabrik eingeführtworden. 
In eben demselbenjahre 
hatte Hofrat Kessler die 
Leitung der Fabrik über- 
nommen, der künstlerische 
Genius der Anstalt war aber 
derimjahre 1748 auf Empfeh- 
hlflg des Fürsten Dietrich- Kühlgefäss, mit Einsatz, vergoldet und buntbemalt 
stein angestellte Bildhauer (Kamm N"'7") 
Anton Grassi. 
Seit Beginn des Staatsbetriebes war Kessler der erste Direktor 
mit stark prononcierter Persönlichkeit. 
Es unterliegt nach den vorhandenen Akten keinem Zweifel, dass 
er sich eifrig um die Hebung der Manufaktur, namentlich in technischer 
Hinsicht bemüht hat, und wenn der Malereidirektor Schindler in einer 
Rechtfertigungsschrift vom Jahre 1772 klagt, dass er das chemische Labo- 
ratorium nie zur Verfügung habe, da stets, bei Tag und Nacht, ja selbst an 
Sonn- und Feiertagen der Direktor mit seinem Laboranten darinnen arbeite, 
so ersehen wir daraus einerseits, dass es Kessler nicht an Fleiss und Aus- 
dauer fehlen liess, anderseits, dass er es nicht verstand, mit seinen Amts- 
genossen auf friedliche Weise auszukommen, eine Eigenart, die auch sonst 
zu mannigfachen Reibereien führte, und der Fabrik zum grossen Nachteil 
gereichte.
	        
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