Blau. Ob die zwei grossen
Kandelaber aus dem kaiser-
lichen Hofmobiliendepot, die
im Säulenhofe standen,
Wiener Fabrikat sind oder
nicht, lässt sich schwer nach-
weisen. Was dafür spricht,
sie Wien zuzuschreiben, ist
der Umstand, dass echtes
Wedgwood stets denWedg-
woodstempel trägt, wäh-
rend unsere Kandelaber
trotz genauer Untersuchung
keinen solchen zeigten, wo-
gegen ein eingepresstes H,
das sich vorlindet, ähnlich
auch auf Wiener Porzellanen
vorkommt. Eine verfeinerte
Porzellanmasse, die sich be-
sonders für Biskuitl-iguren
eignete, war bereits 1770 an
derFabrik eingeführtworden.
In eben demselbenjahre
hatte Hofrat Kessler die
Leitung der Fabrik über-
nommen, der künstlerische
Genius der Anstalt war aber
derimjahre 1748 auf Empfeh-
hlflg des Fürsten Dietrich- Kühlgefäss, mit Einsatz, vergoldet und buntbemalt
stein angestellte Bildhauer (Kamm N"'7")
Anton Grassi.
Seit Beginn des Staatsbetriebes war Kessler der erste Direktor
mit stark prononcierter Persönlichkeit.
Es unterliegt nach den vorhandenen Akten keinem Zweifel, dass
er sich eifrig um die Hebung der Manufaktur, namentlich in technischer
Hinsicht bemüht hat, und wenn der Malereidirektor Schindler in einer
Rechtfertigungsschrift vom Jahre 1772 klagt, dass er das chemische Labo-
ratorium nie zur Verfügung habe, da stets, bei Tag und Nacht, ja selbst an
Sonn- und Feiertagen der Direktor mit seinem Laboranten darinnen arbeite,
so ersehen wir daraus einerseits, dass es Kessler nicht an Fleiss und Aus-
dauer fehlen liess, anderseits, dass er es nicht verstand, mit seinen Amts-
genossen auf friedliche Weise auszukommen, eine Eigenart, die auch sonst
zu mannigfachen Reibereien führte, und der Fabrik zum grossen Nachteil
gereichte.