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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 6)

Diese Eigenart wird unterstützt 
durch Anwendung einer ungemein 
zierlichen Technik, der des Relief- 
goldes, einer Erfindung von Perl, eines 
Mannes, der durch 35 Jahre der Fabrik 
angehörte, und durch xo Jahre Leiter 
der Vergolderklasse war. Die Muster, 
die zur Anwendung kamen, sind im 
wesentlichen dem antiken Ranken- 
werk und dem klassischen Palmetten- 
schema entnommen. 
Diese antiken Elemente sind 
durchsetzt mit naturalistischen Pflan- 
zenmotiven, wie sie bereits der Gro- 
teskenstil des 16. Jahrhunderts kennt. 
Epheuranken, Weinlaub, Komähren 
Deckelbecher, buntbemalt und vergoldet 11- dgl- Verbinden SiCh auf hafmßnisßhe 
(Katalog Nr- 1725) Weise mit der bis zur äussersten 
SchlankheitgetriebenenAkantusranke. 
Dabei ist gewöhnlich das naturalistische Motiv dem antiken untergeordnet 
und das antike der eigentliche Führer und Träger des ornamenten Gedankens. 
Um Leben und Abwechslung in das Ornament zu bringen, wird das Gold 
oft in zwei Tönen, einem grünlichen und einem rötlichen, angewendet. Häufig 
lässt auch der Ornamentist Unterbrechungen des Rankenwerkes durch 
regelmässig verteilte kameenartige Medaillons, Quadrate oder rautenförmige 
Zierfelder, eintreten. 
Es ist wichtig zu konstatieren, dass der in seiner Wirkung an den 
feinsten etruskischen oder griechischen Goldschmuck erinnernde Reliefgold- 
dekor schon vor Beginn des Empire seine charakteristische Ausbildung er- 
halten hat und sich dann bis tief in das Empire hinein hält. So lange Grassi 
lebte, hat sich hierin nichts wesentliches geändert. Ebenso wie der Dekor, 
so sind auch die Formen ein Mittelding zwischen Louis XVI und Empire. 
Sie sind nicht sehr abwechslungsreich, geradwandig und glatt, um der 
Malerei recht viel Spielraum zu gewähren. Auch die allgemein üblichen 
eckigen Henkelbildungen der Kaffeetassen und -kannen sind nicht reines 
Empire. Für ihre eckige Form würde man in der antiken Kunst wohl ver- 
geblich nach einem Beispiel suchen. Sie sind vielmehr aus demselben Form- 
empiinden heraus modelliert, nach welchem die Architektur in den Achtziger- 
jahren des Jahrhunderts, im Stile Louis XVI die jonische Schnecke des 
Kapitäls namentlich bei Konsolen gerne ins Eckige zog. 
Dieser Stilrichtung, die der strengen Theorie möglichst lange aus dem 
Wege ging, entspricht auch die Leichtigkeit, mit der sich im Wiener Porzellan- 
stil, denn von einem solchen kann man in dieser Zeit mit vollem Rechte sprechen, 
stilisierte Formen mit rein naturalistischen Gebilden verbinden. 

	        
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