Aber bei diesen deutschen Battiks erkennt man stärker in den Formen und Farben
den Zusammenhang mit der asiatischen Heimat dieser Kunst. Sie sind sozusagen ethno-
graphischer. Die holländischen übernahmen nur das Verfahren, akklimatisierten sich jedoch
sonst in der Koloristik und der Linienführung dem Geschmack der modernen Bewegung
und sie bevorzugten besonders die „belgischerW Motive, die Van de Velde-Ornamente.
Die Arbeiten der Fleischer-Wiemann sind herber, mehr von Exotik erfüllt. Sie
bestechen zunächst nicht durch den hauchigen Charme, wie sie ihn die Battiks auf der
Weltausstellung zeigten, sie wirken primitiver, aber sie haben Charakter und energisch
ausgesprochene Eigentümlichkeit. Im Muster lieben sie das phantastische, tropische
Element, streitige Leoparden als Linienornamente verwandt, erinnernd an die Motive der
unter chinesischem Einfluss entstandenen persischen Tierteppiche, dann fabelhafte
Geschöpfe der Tiefsee, seltsam geflügelte Fische, polypenartige Wesen mit blumig
verästelten Gliedern, Korallenverzweigungen, man denkt dabei an die Dekore, die Endell
gern bringt und an die unerschöpflichen Kunstformen der Natur, die Haeckels grossan-
gelegtes Werk im Bilde zeigt.
Vertrauter scheint die Formensprache, wennW0lkenspiele, Baumfigurationen, Blatt-
und Geädermotive dankbar verwendet werden.
In der Koloristik suchen diese Stücke mit Absicht die stumpfen Farben, jenes sandige,
körnige Gelbgrau, wie man es auf altjapanischen l-Iolzschnitten findet, vermischt mit
einem fahlen Patinagrün, ferner das Leder-, schwere Braunrot, der Krokodilhaut vergleich-
bar, daneben das Weissblau chinesischer Keramik, die herbstlichen Nuancen der Blätter,
das gebleichte Gelbrosa.
Mit Takt und Sicherheit sind diese Töne gebracht.
Ein besonderes Raffinement findet sich noch dabei. Das deckende Wachs, das
eigentlich nach der Einfärbung entfernt wird, bleibt hier auf manchen Stücken stehen. Vor
allem auf denen, die zu Fenstervorhängen bestimmt sind. Durch diese gewachsten Partien
erhalten sie etwas opalescentes; von Licht durchströmt schimmern sie wie Email translucide.
Man sieht diese Wirkung an den Stoffen, die alsVelarien gespannt sind und von dem Glas-
dach die volle Beleuchtung empfangen. Hier haben besonders schöne Stimmung, beinahe
Tiffanyfenstern ähnlich, die hellgrünen Flächen, in denen die grossen, glänzenden,
weissen Wolken vielgestaltig schwimmen und die mattgelbe, von einem labyrinthischen
Craquele-Netz übersponnene Decke, die wie eine dünne transparente Schnitte alten Elfen-
beins wirkt.
Zu mannigfacher Verwendung geben sich die Battiks her, zu Portieren, Vitragen,
Kissenbezügen, zu Gewändern (als Tea Gowns), Bucheinbänden. Nur zu einem wollen sie
nicht stimmen und diesen Zweck betont merkwürdigerweise gerade diese Ausstellung:
für den Speisetisch, als Decke und Serviette.
Die gelbgrauen Töne haben in ihrer verschleierten Note wohl Delikatessen für die
ästhetischen Augen, aber in Verbindung mit Speise- und Mahlzeitvorstellung geschieht
sofort in der Beurteilung eine Umschaltung. Sie erscheinen nun staubig, unfrisch und man
überzeugt sich wieder, dass das Speisezimmer andern und strenger festgelegten Gesetzen
unterworfen ist, als die andern Räume. Battiks eignen sich zu Gedecken so wenig, wie
Bigotsche Poterien in ihren braunen und gelben erdigen Farben zu Trinkgeschirren. Das
sind Verirrungen. F. P.
TTO GRElNERä. In keinem Lande ist es so wichtig, dass hervorragende
Talente unter den lebenden Künstlern der Nation auf literarischem Wege nahe
gebracht werden wie in Deutschland, und wie die Dinge heute stehen, ist keine Form der
Besprechung hiezu in so hohem Grade geeignet wie die Monographie. Solche Publikationen
werden daher von Jahr zu Jahr häufiger und fast jede von ihnen übt auf den Künstler
" Johannes Guthmann, Über Otto Greiner, Leipzig, Verlag von K. W. Hiersemann.