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daß sie Sitz der Dreißigstämter des Comitats und des Cameralsalzverlags war. Auch Franz
Räköczy II. erkannte später die Wichtigkeit der Stadt und errichtete auf der Höhe bei dem
Einfluss des Oraviczabaches in die Ärva Schanzen und Kriegsquartiere. Die Spuren
dieser Sternschanze sind noch zu sehen, auch werden alte Säbel, Sporen und anderes
Soldatenzeug gesunden, Zeugnisse der Belagerung, der die Schanzen und mit ihnen die
Stadt im Jahre 1708 zum Opfer fielen. Die Hanptmerkwürdigkeit des schlichten, aber
reinlichen Städtchens ist übrigens die außer Gebrauch gesetzte alte Holzkirche mit ihrer
schönen, im Renaissancestil bemalten Decke. Die Einwohner treiben Ackerbau und
Flößerei. Die einst hier, wie in den nahen Dörfern blühende Leinenweberei ist fast
gänzlich eingegangen.
Das obere Ärva. — Bei Thurdossin ist die Thalsohle längs des Oraviczabaches
flach; vier Kilometer weiter aber gelangt man zu einem vorspringenden Dolomitfelsen, der
eine kleine Schlucht bildet, und jenseits dieser öffnet sich plötzlich eine Landschaft ganz
anderer Art. Die steilen, mit interessanten Gruppen von Dolomitfelsen besetzten Ufer
verflachen sich und es thut sich eine weithin gestreckte, wellige, mit kahlen Hügeln ab
wechselnde Fläche auf, in deren Mitte ein schlanker Thurmhelm und ein paar stockhohe
Häuser aufragen: der Marktflecken Trßtena. Er ist Bezirkssitz, mit fast rein katholischer
Bevölkerung, und eine der volkreichsten Gemeinden des Comitats. Er hat ein Bezirksgericht
und ein staatliches Untergymnasium. Die Bewohner sind größtentheils Ackerbauer. Aber
auch Töpfer gibt es viele, denn es besitzt mächtige Thonlager, die ihnen vorzüglichen
Rohstoff bieten.
Über Trßtena hinaus wendet sich die Staatsstraße nach Norden, während nach
Osten die Comitatsstraße abzweigt. Sie führt über Ljeßek, Csimhova, Vita nova,
Hladouka und Szuchahora 15 Kilometer weit an die galizische Grenze und über diese
hinaus nach Chocholov. Diese Ortschaften sind, Csimhova ausgenommen, lauter neuere
Ansiedlnngen, deren Ursprung nicht hinter die Thurzö zurückrcicht, also bis zum Ende des
XVI. und zum Anfang des XVU. Jahrhunderts. Die Ansiedler sind meist Polen von
galizischer Abstammung.
Die Staatsstraße führt von Trßtena nördlich über Chizsne nach Jablonka.
Hier ist die Hochebene des Ärvaer Comitats zu Ende, die übrigens eigentlich nichts Anderes
ist, als ein gegen Nordwesten offenes welliges Gebiet, das sich von den Ausläufern der
„Babia-Gora" südöstlich, beinahe bis an den Fuß der hohen Tatra erstreckt. Von dem höher
gelegenen Jablonka aus hat man eine herrliche Aussicht auf die Hohe Tatra, wie sic mit
ihren abenteuerlichen, oft schneebedeckten Felsformen, hinter dieser welligen Gegend aufragt,
die dabei wegen ihrer großen Ausdehnung den Eindruck einer wirklichen Ebene macht.
Jablonka ist die volkreichste Gemeinde des Comitats. Das lang hingestreckte Dorf besteht