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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 7 und 8)

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Fensterläden aus Whistlers 
Pfauenzimmer 
Über dem Wandkamin hing Whistlers 
farbenprächtiges Meisterwerk „Die Prin- 
zessin des Porzellanlandes", eine lebens- 
grosse Frauenl-igur in japanischem Kostüm. 
Whistler, dessen empfindliches Auge von 
dem geringsten Missklang peinlich berührt 
wurde, fand das spanische Leder etwas zu 
dunkel im Ton und schlug dem Eigentümer 
des Hauses vor, ihn einige Farbenflecke auf- 
legen zu lassen, um das Bild und die Um- 
gebung in Einklang zu bringen. Leyland 
willigte ein und Whistler fing an, hie und 
da das Leder mit Antwerpnerblau und Gold 
aufzulichten. Mehr und mehr vertiefte er sich 
in diese Arbeit und schlug schliesslich 
seinem Mäcenas vor, ihm dasFeld zu räumen 
und sich auf einen Monat nach Speke Hall, 
seinem Landgut, zu begeben, damit Whistler 
auf keine Weise in seiner Arbeit gestört 
werde. Auch sollte Leyland nicht zurück- 
kehren, als bis die Veränderungen voll- 
ständig durchgeführt wären. 
Leyland willigte ein und Whistler 
machte sich mit der Hilfe eines Assistenten 
an dieArbeit. Grosse Kübel voll Antwerpner- 
blau und ganze Goldblattbücher wurden in 
den Raum geschafft und das ganze Zimmer 
überpinselt - Wände, Holzgestelle, Decke, 
Fensterläden und Türen. Die Beiden arbei- 
teten mit wahrer Wut und manchmal schien 
es Gold zu regnen. Ihr Haar ward vergoldet, 
ihre Gesichter und ihre Lungen. Sie er- 
stickten fast, sie niesten und konnten kaum 
weiter arbeiten. Erst bedeckte Whistler die 
Wände mit blauer Farbe, bis von dem 
Leder nichts zu sehen war. Dann trug er Gold auf, dann wieder Blau und 
so fort, bis zum Schlusse das ganze Zimmer ein herrlich schöner Schimmer 
von Blau und Gold war. Goldene Pfauen auf blauem Grunde und blaue 
Pfauen auf goldenem Grunde und überall Pfauenfedem und Pfauenaugen, 
an der Decke, an den Fensterläden, ja, an den dünnen Holzstäben der 
Fächer! Pfauenaugen und Pfauenfedern oder auch nur runde Goldtupfen 
auf blauem Grunde, die doch wieder wie Pfauenaugen wirken. Ein Plan 
von einer Kühnheit und berückenden Schönheit, wie er in der modernen 
Kunst nicht seinesgleichen findet.
	        
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