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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 7 und 8)

Whistler und sein Gehilfe waren noch inmitten ihrer Arbeit und der 
Raum in grenzenloser Unordnung, als Leyland nach seinem Stadthause 
zurückkehrte, um sich von dem Fortschritte der Arbeit zu überzeugen. Wie 
einst Michelangelo sich weigerte, dem Papste sein unfertiges Werk vorzu- 
zeigen, so sträubte sich auch Whistler. Doch Leyland schlich sich eines 
Tages ein, da Whistler gerade bei der Arbeit war. Entsetzt blieb er in der 
Türe stehen. Dann brach seine Wut aus: „Wo ist mein spanisches Leder, 
das mich Tausende gekostet hat"? Whistler sah den Eindringling an und 
erwiderte: „Das spanische Leder ist unter meiner Malerei und, ich muss 
es sagen, es bildet einen ganz famosen Grund zum übermalen". „Und was 
schulde ich Ihnen dafür, dass Sie mein Zimmer ruiniert haben"? „Tausend 
Guineen", erwiderte Whistler, ohne sich scheinbar in seinem Gleichmut stören 
zu lassen. „Nein", rief Leyland aus, „ich zahle Ihnen nur IOOO Pfund 
Sterling"! Um die Beleidigung zu würdigen, ist es notwendig zu wissen, 
dass in England alle Bezahlungen für „professionelle" Arbeiten, wie Kunst- 
werke, literarische Arbeiten, ärztliche oder legale Dienste in Guineen 
(das ist 2x Shillinge), und nicht in Pfunden gemacht werden. Whistler 
liess sich jedoch nicht aus seinem Gleichmut bringen und stellte nur die 
Bedingung, dass ihm gestattet werde, seinen Dekorationsentwurf zu Ende 
zu führen. 
Leyland stimmte zu und verliess das Haus. Und Whistler machte sich 
an die unfertige Schmalwand. Er malte zwei streitende Pfauen, um die 
Episode der Pfunde und Shillinge zu verewigen. Der eine, welcher Leyland 
vorstellt, hat einen Diamanten im Auge - der Geldstolz - und an der 
Brust anstatt der Federn eine Menge runder Goldtupfen, welche die goldenen 
Sovereigns vorstellen, während zu seinen Füssen ein Haufen von silbernen 
Shillingen liegt. In der ganzen Haltung des radschlagenden Vogels ist 
Wut und lächerlicher Stolz ausgedrückt. Der andere Pfau, Whistler selbst, 
mit einem Smaragd im Auge und mit den Schwanzfedern in schwung- 
voller Kurve, stolziert triumphierend und mit fast verächtlichem Gebaren 
vorbei. 
Nach Beendigung der Arbeit lud Whistler seine Freunde zur Besichti- 
gung seiner Dekoration ein und riet Leyland wieder das Feld zu räumen, da 
man komme, um des Meisters Werk zu bewundern und der Eigentümer sich 
etwas im kalten fühlen würde. Dann setzte er noch hinzu: „Sie sollten mir 
dankbar sein. Ich habe sie berühmt gemacht. Mein Werk wird leben, wenn 
Sie vergessen sind. Vielleicht aber in der nebligen Zukunft mag man doch 
Ihrer als des Eigentümers des Pfauenzimmers gedenken". Und Whistlers 
Worte haben sich als wahr erwiesen! 
Unter den Gästen war auch der ahnungslose Architekt des Zimmers 
Mr. Leylands. Der Schlag war zu heftig für ihn, als er plötzlich sah, was aus 
seiner mühevollen Arbeit geworden war. Er verlor seinen Verstand! Und 
Whistler, dem man die traurige Folge seiner Tat meldete, zuckte die Achseln 
und sagte: „Ja, ja! so wirke ich auf die Leute"!
	        
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