Whistler und sein Gehilfe waren noch inmitten ihrer Arbeit und der
Raum in grenzenloser Unordnung, als Leyland nach seinem Stadthause
zurückkehrte, um sich von dem Fortschritte der Arbeit zu überzeugen. Wie
einst Michelangelo sich weigerte, dem Papste sein unfertiges Werk vorzu-
zeigen, so sträubte sich auch Whistler. Doch Leyland schlich sich eines
Tages ein, da Whistler gerade bei der Arbeit war. Entsetzt blieb er in der
Türe stehen. Dann brach seine Wut aus: „Wo ist mein spanisches Leder,
das mich Tausende gekostet hat"? Whistler sah den Eindringling an und
erwiderte: „Das spanische Leder ist unter meiner Malerei und, ich muss
es sagen, es bildet einen ganz famosen Grund zum übermalen". „Und was
schulde ich Ihnen dafür, dass Sie mein Zimmer ruiniert haben"? „Tausend
Guineen", erwiderte Whistler, ohne sich scheinbar in seinem Gleichmut stören
zu lassen. „Nein", rief Leyland aus, „ich zahle Ihnen nur IOOO Pfund
Sterling"! Um die Beleidigung zu würdigen, ist es notwendig zu wissen,
dass in England alle Bezahlungen für „professionelle" Arbeiten, wie Kunst-
werke, literarische Arbeiten, ärztliche oder legale Dienste in Guineen
(das ist 2x Shillinge), und nicht in Pfunden gemacht werden. Whistler
liess sich jedoch nicht aus seinem Gleichmut bringen und stellte nur die
Bedingung, dass ihm gestattet werde, seinen Dekorationsentwurf zu Ende
zu führen.
Leyland stimmte zu und verliess das Haus. Und Whistler machte sich
an die unfertige Schmalwand. Er malte zwei streitende Pfauen, um die
Episode der Pfunde und Shillinge zu verewigen. Der eine, welcher Leyland
vorstellt, hat einen Diamanten im Auge - der Geldstolz - und an der
Brust anstatt der Federn eine Menge runder Goldtupfen, welche die goldenen
Sovereigns vorstellen, während zu seinen Füssen ein Haufen von silbernen
Shillingen liegt. In der ganzen Haltung des radschlagenden Vogels ist
Wut und lächerlicher Stolz ausgedrückt. Der andere Pfau, Whistler selbst,
mit einem Smaragd im Auge und mit den Schwanzfedern in schwung-
voller Kurve, stolziert triumphierend und mit fast verächtlichem Gebaren
vorbei.
Nach Beendigung der Arbeit lud Whistler seine Freunde zur Besichti-
gung seiner Dekoration ein und riet Leyland wieder das Feld zu räumen, da
man komme, um des Meisters Werk zu bewundern und der Eigentümer sich
etwas im kalten fühlen würde. Dann setzte er noch hinzu: „Sie sollten mir
dankbar sein. Ich habe sie berühmt gemacht. Mein Werk wird leben, wenn
Sie vergessen sind. Vielleicht aber in der nebligen Zukunft mag man doch
Ihrer als des Eigentümers des Pfauenzimmers gedenken". Und Whistlers
Worte haben sich als wahr erwiesen!
Unter den Gästen war auch der ahnungslose Architekt des Zimmers
Mr. Leylands. Der Schlag war zu heftig für ihn, als er plötzlich sah, was aus
seiner mühevollen Arbeit geworden war. Er verlor seinen Verstand! Und
Whistler, dem man die traurige Folge seiner Tat meldete, zuckte die Achseln
und sagte: „Ja, ja! so wirke ich auf die Leute"!