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Das kostbare Toilettegerät besteht aus ungefähr 40 Stück, dem grossen
Spiegel, 5 Leuchtem, Waschbecken und Krug, Seifenschale, 8 Dosen,
6 Krystallfiaschen, Tischglocke, Hand-
spiegel, Bürsten, Schere u. s. w. Auf
fast allen Stücken sieht man den kaiser-
lichen Adler, das badische Wappen
und die verschlungenen Buchstaben
S und N - Stephanie Napoleone -
mit der Krone. Der Spiegel wird
von Amor und Psyche gehalten und ist
mit kleinen Reliefs der drei Grazien
u. s. w. geschmückt. An den grossen
Leuchtern sind Apoll, Athene und
Poseidon zu sehen; am Waschbecken
eine antike Toiletteszene, an der
Seifenschale Pfauen, Schmetterlinge
und das Paris-Urteil, an dem kleinen
Kästchen eine antike Wochenstube.
Das reizvolle Kästchen sowie die
Nagelbürste sind ausser mit feiner
Ziselierung noch mit dem blauen
Pique-Email verziert (so benannte
Taschenuhr aus der Empireausstellung in
Hans Macht in Wien die besondere Dresden
Art von Email, welche der Empire-
kunst eigentümlich ist). Der Schöpfer dieses kostbaren Toilettegeräts hat
seinen Namen an zwei Stellen angebracht: Biennais orfevre de L. L. Maj.
Imp. et R. a Paris.
Weiter sind von kostbaren Geräten zu nennen: eine goldene Suppen-
terrine vom Sachsen-Weimarischen Hofe und der silberne und vergoldete
grosse Doppelpokal der Dresdener Bogenschützengesellschaft. Das pracht-
volle Stück, das im besten klassizistischen Stil gehalten ist, stammt aus dem
Jahre x7g3 und ist ein Geschenk von Maria Christina Erzherzogin von
Österreich, der Gemahlin des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen. Die
Bekrönung dieses urnenförmigen Pokals bilden eine Doppelmedaille mit den
Bildnissen des Prinzen und der Prinzessin, die von zwei Putten mit Arm-
brüsten gehalten wird.
Weiter finden wir in Silber eine Fülle von Tafelaufsätzen in Dreifus s-
form, mehrere Leuchter, Essig- und Ölständer, Pfeffer- und Salznäpfchen,
Schalen, ein Schreibzeug, auch einen grossen sperrarmigen Tafelaufsatz mit
einer grossen und acht kleinen Fruchtschalen. Man kann bei vielen dieser
Gegenstände beobachten, dass der Empirestil nicht imstande gewesen
ist, neue Lösungen zu finden, weil die Antike diese Gegenstände eben
nicht kannte und brauchte. Die Empirekünstler mussten notgedrungen
auf die vorhandenen Formen der früheren Stile zurückgreifen und
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