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J. Steiger-Meyer in Herisau.
Es sollte diess dem Unfug früherer Ausstellungen steuern, dass
Industrielle, welche in ihrer regelmässigen Fabrication blos eine sehr
ordinaire Waare liefern, nicht durch ein extra angefertigtes Schaustück
eine hohe Auszeichnung erringen konnten, während vielleicht ein viel
leistungsfähigeres Haus mit effectiv solideren Fabricaten weniger günstig
beurtheilt wurde.
Die internationale Jury für Gruppe V bestand aus 77 Mitgliedern,
davon sandten Amerika 1, Belgien 4, Brasilien 1, Dänemark 1, Deutsch
land il, Spanien 1. Frankreich 8, England 2, Italien 5, Japan 1, Nieder
lande 1, Oesterreich 26, Ungarn 7, Portugal 1, Russland 3, Schweden 1,
Norwegen 1, Schweiz 2.
Dieselbe hatte ca. 5000 Aussteller zu beurtheilen und konnte fol
gende Auszeichnungen verleihen:
1. Elirendiplom, als besondere Auszeichnung für hervorragende
Verdienste.
2. Fortschrittsmedaille, für namhafte Fortschritte gegenüber
den Leistungen bei frühem Ausstellungen, neue Erfindun
gen, Einführung neuer Materialien.
3. Verdienstmedaille, für Güte und Vollendung der Arbeit, Um
fang der Production.
4. Kimstmedaille, blos für Gruppe 25.
5. Medaille für guten Geschmack.
C. Medaille für Mitarbeiter, Werkführer, Musterzeichner etc.
7. Anerkeimungsdiplom, für anerkennenswerthe Leistungen.
Die schweizerischen Aussteller in Gruppe V erhielten:
4 Ehrendiplome.
21 Fortschrittsmedaillen.
85 Verdienstmedaillen.
9 Medaillen für Mitarbeiter.
57 Anerkennungsdiplome.
Die Schweiz verdankt indessen diese günstige Beurtheilung nicht
blos ihren Leistungen, sondern auch dem allgemeinen Wohlwollen, dessen
sie sich durch die in jeder Beziehung ausgezeichnete Leitung ihres Ge
neralcommissairs, Herrn Oberst Rieter, zu erfreuen hatte.
Die schweizerische textile Industrie war im Ganzen befriedigend
vertreten; es mangelten indessen sehr viele tüchtige Firmen; die me
chanischen Webereien von rohen Baumwollstoffen und die Druckwaaren
waren sehr unvollständig. Die Berner-Leinen und die aargauischen Halb
wollstoffe mangelten fast ganz. Auch einige andere Länder hatten die
Ausstellung sehr spärlich beschickt; die grossartige textile Industrie von
Grossbrittanien war sehr lückenhaft. America, dessen Baumwollindustrie
sich seit 10 Jahren enorm entwickelt hat, sandte blos einige Bruchstücke.
Trotz ihrer Grossartigkeit war die textile Ausstellung in Wien nicht so
complet wie diejenige von 1867 in Paris.