politischen Doktrin des Tages zu huldigen.
Noch 1783 hatte der König eine Konkurrenz aus-
..,...... geschrieben, um die Kunst des Schleifens und Fassens
"""i der Edelsteine zu heben und Marie Antoinette hatte,
indem sie für Email schwärmte und diese Kunsttechnik
mit allen Kräften förderte, der Goldschmiedekunst wieder
die Richtung auf die Farbe gegeben, in welche schon
das Zeitalter Louis XV allmählich eingelenkt war. Die
Forty und Cheret, Boullier, Bassanges und Boehmer,
unseligen Andenkens, hatten, als die Not bereits aufs
höchste gestiegen war, noch alle Hände voll zu tun.
Aber früher noch als die politischen, waren die über-
lieferten Schranken im Reiche der Gewerbe gefallen.
T urgot hatte schon 1777 das Gewerbewesen Frankreichs
in seinen Grundlagen verändert und die bis dahin auf
ihre Vorrechte eifersüchtigen und durch sie starken
Associationen der Goldschmiede, Goldzieher, Gold- und
Silberschläger gewaltsam und radikal in eine einzige ver-
einigt und alle zünftlerischen Beschränkungen des Ein-
tritts aufgehoben.
So hatte, wenngleich in andrer Weise, auch die
Regierung Louis XV, wie jene Louis XIV, auf dem
Gebiete der Edelmetallkunst vieles vernichtet, was sie
selbst, prunkliebend und kunstfreudig wie sie
war, hervorgebracht hatte. Und wenn man
diese intime Seite der Geschichte des französi-
schen Kunstgewerbes betrachtet, die uns zeigt,
wie so oft im ganzen XVIII. jahrhundert die
Nöten des Staates gerade die feinsten und
_ _ . edelsten Blüten der Kunst zerstörten, dann
Aus dem Reise-Service des Königs von Rom _ _ _ _
(ÖSKerr. Museum) bewundert man umso mehr, wie die Tradition
immer wieder aufleben, frische Keime der Ent-
wicklung sich stets aufs Neue ansetzen konnten und die Kunst Frankreichs
ihre tonangebende Stellung sich immer wieder zu erringen und weithin
wirkend zu erhalten vermochte. Unter Louis XIV galt es als Regel, dass
die Goldschmiede ihre Entwürfe nicht selbst besorgten; sie gossen, trieben,
ziselierten nach Entwürfen von Architekten, Bildhauern, Malern. Niemand
hat auf die Gestaltung aller künstlerischen Dinge einen grösseren Einfluss
genommen als Lebrun. Ein Despot in der Kunst im absolutesten Staate.
Wie er die Akademie gründete und regierte, die Aufsicht über die Bilder-
sammlung des Königs führte, die Gobelinmanufaktur leitete, die Aus-
schmückung des Louvre angab, die Fontänen und Statuen der Parkanlagen
des von ihni ausgemalten Schlosses von Sceaux entwarf, so mischte er sich
und Besitz zu entkleiden, um der alles nivellierenden l