James A. Morris, Eintrittshalle im Landhaus: Hinten Hause in Ayr, Schottland (Aus "Muthesius, Das
englische Haus", Bd. I. Verlag von Ernst Wasmuth, G. m. b. H., Berlin)
Der mächtige Bann, der stärker als irgendwo am Kontinent die Freiheit
der Gestaltung des Hauses hemmte, konnte nur durch einen noch mächtigeren
Gegner gehoben werden. Und dieser Gegner war die wiederauflebende
Begeisterung für das Mittelalter, genährt durch die romantische Bewegung
in der Literatur, die nirgends so mächtig auftrat, wie gerade in England.
Und hier zeigt sich die merkwürdige Erscheinung, dass das, was aller-
wärts im Grunde nur eine neue Gefahr war, die gelehrte Architektur, der
Eklektizismus des XIX. Jahrhunderts, dass gerade dieser in England zu
einer Gesundung und Kräftigung des Hausbaues zurückführte. Wenn man
aber bedenkt, wie das ganze schöne Land mit trefflichen Leistungen der
besten Wohnbaukunst versorgt war, wie die nicht formale, sondern innerlich
lebenskräftige konstruktive Anschaungsweise und praktische Klarheit in
der englischen Baukunst nie ganz verschwand, der das üppige Barock
und Rokoko des Kontinents fehlte, so begreift man, dass die Rückkehr zur
Tradition nicht allzu schwierig war.
Die Blüte der englischen Hausbaukunst war nur eine Ausgestaltung
des vom Ausgang des Mittelalters übernommenen Vermächtnisses ohne
grosse formale Umwälzungen; der Klassizismus blieb ein fremdes Reis auf
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